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Gute Frage! Sind nur schnurgebundene Telefone mit der Telefonspule in Hörsystemen verwendbar?

Auszug aus: SPEKTRUM HÖREN, Nr. 4/2014, Seite 10

Nein, so pauschal stimmt das nicht. Voraussetzung für das Telefonieren mit der Telefonspule (T-Spule, Induktionsspule) des Hörgerätes oder Cochlea-Implantates sind Telefone, deren Hörer ein ausreichendes elektromagnetisches Feld erzeugen. Dies wird dann über die aktivierte Induktionsspule im Hörgerät oder Cochlea-Implantat abgegriffen. Sprachsignale können so direkt und ohne Nebengeräusche an das Ohr übertragen werden.

Während früher alle Festnetztelefone für das Telefonieren über die Induktionsspule genutzt werden konnten, gilt dies heute zwar noch für die meisten Telefone, aber nicht mehr für alle. Es sind also nur schnurgebundene Telefone dafür geeignet, die die nötige Feldstärke erreichen. Das Gleiche gilt für schnurlose Telefone. dLeider findet man in Deutschland aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen keine Informationen zur diesbezüglichen Ausstattung der Telefone. Nur selten sind Telefone mit der Kennzeichnung „hörgerätekompatibel“ versehen. Sofern vorhanden, tragen sie beispielsweise die Kennzeichnung „hörgerätekompatibel nach T-Standard“ (etwa Einstufung „T4“).

Verlässlich für die induktive Nutzung geeignet sind Spezialtelefone, sowohl Festnetz- als auch Mobilgeräte, für hörbeeinträchtigte Menschen. Diese sind vor allem bei Hörgeräteakustikern erhältlich. Auch die Telekom stattet alle Festnetztelefone mit kabelgebundenem Hörer für Privatkunden so aus, dass sie mit Induktionsspule genutzt werden können. Ebenso gilt dies für alle öffentlichen Fernsprechgeräte des Unternehmens.

Bei der Suche nach geeigneten Mobiltelefonen für schwerhörige Menschen behilflich sein will unter anderem die „Global Accessibility Reporting Initiative“ (GARI) des internationalen Herstellerverbandes Mobile Manufacturer Forum (MMF).
Dessen Datenbank bietet auf der Internetseite www.gari.info eine entsprechende Suchoption. Auch auf der Internetseite www.fmk.at/Handy/Handy-Suche des „Forum Mobilkommunikation“ kann unter anderem nach Mobiltelefonen gesucht werden, die hörgerätekompatibel sind. Grundlage der Angaben bildet die amerikanische Verordnung Hearing Aid Compatibility (HAC). Allgemein ratsam ist es, das Telefon mit den eigenen Hörgeräten zu testen. Auch die optimale Position des Hörers zum Hörgerät kann anhand des Freizeichens gefunden werden.

Übrigens: Um die Induktionsspule einfach nutzen zu können, lassen Sie sich vom Hörakustiker am besten ein Hörprogramm Ihrer Hörsysteme als Telefonprogramm einrichten. Bei Hörgeräten mit Schalter können sie diesen auch selbst auf „T“  (Telefonspule an; Umgebungsgeräusche werden nicht übertragen) oder „MT“ (Mikrofon und Telefonspule an, um Umgebungsgeräusche noch zu hören) stellen. Moderne Hörsysteme und Cochlea-Implantate können auch so eingestellt werden, dass diese beim Erkennen eines Induktionsfeldes automatisch in den Telefonmodus wechseln.

Weitere Informationen zum Telefonieren über Induktionsschleife und andere Möglichkeiten können Sie in „Spektrum Hören“ 5/2013 nachlesen.

Autorin: Heike Clauss, Leiterin des Projekts hörkomm.de und dort auch verantwortlich für den Bereich Technik