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A

Absehen

Bedeutung:

Hörschädigungen schränken die auditive Wahrnehmungsmöglichkeit von Lautsprache ein. Absehen bedeutet, über visuelle Wahrnehmung die Inhalte von Lautsprache zu erschließen.

Im Absehtraining wird insbesondere die Fähigkeit von Menschen mit Hörschädigung geschult, Laute, die von den Lippen gebildet werden, zu erkennen. Ein großer Teil der Sprachlaute ist jedoch anhand des Mundbildes nicht zu erkennen. Deswegen beinhaltet das Absehtraining auch, Inhalte aus dem vorangegangenen Kontext zu erschließen.

Außerdem gibt es typische Mundbildfolgen, die erkannt werden können. Ein Beispiel wäre eine Verabschiedungssituation, bei der „Auf Wiedersehen“ gesagt wird.

Gehörlose Personen verfügen meist über Gebärdensprache als alternative Möglichkeit der Kommunikation. Als "gehörlos" werden Personen bezeichnet, die seit der Geburt oder seit dem frühen Kindesalter ohne Hörvermögen sind. Ertaubte sind dagegen von Kind an in die lautsprachliche Kultur sozialisiert. Hier liegt Absehen als Strategie zur Unterstützung von Kommunikation nahe. Eine zusätzliche Bedeutung hat Absehen für Spätertaubte, weil damit die lautsprachlichen Fähigkeiten gepflegt werden, die sich sonst verschlechtern können.

Absehtrainings werden von örtlichen Schwerhörigenvereinen, in Rehaeinrichtungen und von Audiotherapeuten angeboten.

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Adaption

Bedeutung:

Das menschliche Gehör verfügt, wie auch das Auge, über die Fähigkeit, sich Sinnesreizen anzupassen.

Beim Auge verkleinert sich die Pupille, wenn sie einer erhöhten Lichteinstrahlung ausgesetzt wird. Die Lichtempfindlichkeit wird auf diese Weise herabgesetzt. Diese Anpassungsfähigkeit an äußere Reize verläuft dabei nach einer eigenen zeitlichen Logik: Im Alltag sagt man, das Auge müsse sich an dunkle Umgebungen erst „gewöhnen“.

Beim Gehör ist ein ähnlicher Vorgang zu beobachten. Die Adaption führt bei dauerhaft auftretenden akustischen Reizen zu einem kontinuierlichen Absinken der Schalldruckempfindlichkeit. Das Ohr wird unempfindlicher bei lange auftretenden Reizen. Die Hörschwelle des Gehörs wird an den Umweltreiz angepasst, sie wird zu höheren Pegeln hin verschoben. Beim hörgesunden Ohr kann eine Adaption von zum Beispiel lauten Schallsignalen zwischen drei bis fünf Minuten dauern. Das Gehör pendelt sich bedingt durch elektro-chemische Prozesse auf eine bestimmte Stoffwechsellage ein. Lässt der betreffende Reiz nach, kehrt die Hörschwelle wieder zu ihrer ursprünglichen Schalldruckempfindlichkeit zurück. Man spricht dann von Readaption. Diese kann beim hörgesunden Ohr eine bis zwei Minuten dauern.

Das Gehör von Menschen mit Hörschädigung verfügt entsprechend eingeschränkt über die Möglichkeit zur Adaption. Falls eine pathologische Adaption vorliegt, können dauerhafte Geräuschpegel als laut empfundener Störschall wahrgenommen werden. Dies wird mit dem erhöhten Zeitbedarf des Gewöhnens an dauerhaften Geräuschpegel begründet. Nutzschallinhalte müssen von Hörgeschädigten dann aus dem Gesamtschallpegel durch kognitive Prozesse wie zum Beispiel den auditorischen Filtern entsprechend verarbeitet werden. Bei einer Hörgeräteversorgung sollte hierbei eine Zeit zum Gewöhnen an diese Reize eingeplant werden.

AGC

Bedeutung:

Hörverluste zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sich die Hörschwelle zu höheren und die Unbehaglichkeitsschwelle zu niedrigeren Schalldruckpegeln verschiebt (vgl. Recruitment). AGC bezeichnet eine technische Funktion zur Signalverarbeitung im Hörgerät, die diesen Folgen von Hörschädigungen entgegenwirkt.

Die Signalverarbeitung mittels AGC löst zwei unterschiedliche Aufgaben:

  1. Durch automatische Begrenzung des maximalen Ausgangsschalldruckpegels wird gewährleistet, dass die Unbehaglichkeitsschwelle nie überschritten wird. Die Begrenzung des Pegels funktioniert dabei auch unabhängig von der Einstellung des Lautstärkereglers.
  2. Eine weitere Aufgabe löst die AGC bezüglich der Restdynamik des geschädigten Gehörs. Da sich die Hörschwelle zu höheren und die Unbehaglichkeitsschwelle zu niedrigeren Schalldruckpegeln verschiebt, wird der Bereich verkleinert, in welchem Schall vom Gehör verarbeitet werden kann. Das Resthörfeld wird minimiert. Die AGC muss gewährleisten, dass akustische Ereignisse, wie zum Beispiel laute Sprache, komprimiert werden und im verbleibenden Resthörfeld abgebildet werden können. Sie wirkt also als automatische Verstärkungsregelung, die leisen Schall verstärkt und lauten Schall abdämpft.

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Akustik

Bedeutung:

Akustik ist die Lehre vom Schall und seiner Ausbreitung sowie der Analyse seiner variierenden Merkmale. Des Weiteren behandelt die Akustik die Wechselwirkungen von Schall mit verschiedenen Materialien sowie die Wirkung auf das Gehör.

Mit der Bau- und Raumakustik, der Psychoakustik, der Elektroakustik für Tonübertragungsanlagen, der Hörgeräteakustik und der Audiometrie zur Vermessung von Parametern des Gehörs befassen sich zahlreiche Teilgebiete der Akustik mit Erscheinungen und Methoden, die für Menschen mit Hörschädigung eine bedeutende Rolle spielen.

Weiterführende Informationen:

Wikipedia-Artikel: Akustik

Altersbegleitende Schwerhörigkeit

Bedeutung:

Ältere Menschen sind öfter von Hörbeinträchtigungen betroffen als jüngere. Eine Erklärung hierfür ist, dass das Gehör, wie andere Teile des menschlichen Körpers auch, Abnutzung und Verschleiß unterworfen ist. Eine typische, altersbedingte Schwerhörigkeit zeichnet sich audiometrisch gesehen dadurch aus, dass die Schallempfindlichkeit für hohe Frequenzen beidohrig vermindert ist. Eine altersbedingte Schwerhörigkeit kann bereits im berufstätigen Alter einsetzen.

Da im Alter die kognitive Leistungsfähigkeit oft nachlässt, fallen die durch Hörminderung entstehenden Verständnisprobleme besonders ins Gewicht. Denn ältere Menschen haben oft weniger Konzentrationskraft und Ausdauer, um Verständnisschwierigkeiten dauerhaft auszugleichen.

Von "Altersschwerhörigkeit" zu sprechen, ist wissenschaftlich gesehen eher undifferenziert und genau genommen falsch. Denn eine im Alter auftretende Höreinschränkung wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, beispielsweise der dauerhafte Belastung des Gehörs durch Lärm, genetische Veranlagungen, erhöhten Blutdruck, individuelle Ernährungsgewohnheiten sowie auch Erkrankungen wie etwa an Diabetes mellitus.

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Altersgerechte und alternsgerechte Arbeit

Bedeutung:

Durch den demografischen Wandel sind Unternehmen gefordert, Arbeit alters- und alternsgerecht zu gestalten. Maßnahmen zur alters- und alternsgerechten Arbeitsgestaltung sind ein Handlungsfeld des Demografiemanagements.

Als altersgerecht wird eine Arbeit bezeichnet, die sich an den besonderen Fähigkeiten und Bedürfnissen der jeweiligen Altersgruppe ausrichtet. Zur altersgerechten Arbeitsgestaltung gehören der besondere Schutz von Jugendlichen bei Schicht- und Nachtarbeit, ergonomische Hilfestellungen bei altersbedingten Einschränkungen (z.B. nachlassende Seh- und Hörfähigkeit) oder Schichtarbeitsmodelle für Ältere. Als alternsgerecht wird eine Arbeitsorganisation bezeichnet, die den Alterungsprozess aller Beschäftigten umfassend berücksichtigt, etwa bei Weiterbildung, Laufbahngestaltung und Gesundheitsvorsorge. Alle Maßnahmen verfolgen das Ziel das Erwerbsleben so zu gestalten, dass die Beschäftigten motiviert, qualifiziert und gesund altern können (vgl. Fortschrittsreport "Altersgerechte Arbeitswelt“, Ausgabe 2: „Altersgerechte Arbeitsgestaltung“).

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Arbeitsassistenz

Bedeutung:

Für Menschen mit Schwerbehinderung besteht nach § 33 Abs. 8 SGB IX und § 102 Abs. 4 SGB IX das Recht auf eine persönliche Arbeitsassistenz. Diese in § 33 SGB IX geregelten „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ haben ein konkretes Ziel:

die Erwerbsfähigkeit behinderter oder von Behinderung bedrohter Menschen entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit zu erhalten, zu verbessern, herzustellen oder wiederherzustellen und ihre Teilhabe am Arbeitsleben möglichst auf Dauer zu sichern.

Zur Herstellung oder Erhaltung der Arbeitskraft des behinderten Menschen kann eine der „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“ – wie z. B. Arbeitsassistenz – beantragt werden. Bei der Beantragung von Arbeitsassistenz muss ein regelmäßiger Bedarf an persönlicher Unterstützung im Arbeitsleben nachgewiesen werden, der nicht durch andere Mittel – z. B. technische Hilfsmittel – gedeckt werden kann. Mit Hilfe der Arbeitsassistenz soll der schwerbehinderte Mensch befähigt werden, Arbeitsaufgaben weiterhin selbstständig zu lösen. Die Arbeitsassistenz ist also nicht dafür gedacht, dem behinderten Arbeitnehmer seine Arbeitsaufgaben abzunehmen.

Der zuständige Kostenträger stellt in Form des persönlichen Budgets eine Geldbetrag zur Verfügung, der auf den Bedarf des Betroffenen abgestimmt ist. Hieraus erfolgt die Finanzierung der Arbeitsassistenz.

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Audiogramm

Bedeutung:

Als Audiogramm bezeichnet man das Ergebnis einer Messung des individuellen Hörvermögens. Dafür werden der Testperson Töne mit unterschiedlichen Frequenzen übermittelt. Deren Lautstärke wird dabei jedesmal, von einem Wert unterhalb der Hörschwelle beginnend, gesteigert, bis die Meldung der Wahrnehmung erfolgt. Diese Meldungen werden protokolliert und in ihrer Gesamtheit in Form einer grafischen Kurvendarstellung wiedergegeben.

Audiogramme werden von HNO-Ärzten und Hörgeräteakustikern angefertigt. Für genauere Prüfungen werden auch Sprachaudiogramme angelegt.

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Audioschuh

Bedeutung:

Als Audioschuh bezeichnet man einen Adapteranschluß an HdO-Geräten, wobei die ursprünglich in etwa einem Stiefelschaft angenäherte Formgebung (engl. "Audio boot") namensgebend war. Diese Vorrichtung erweitert den Funktionsumfang des Hörgerätes: Auf den Audioschuh können beispielsweise FM-Empfängermodule aufgesteckt oder Audiokabel direkt angeschlossen werden. Auf diese Weise ist es möglich, die Signale externer Audiogeräte wie Radio, Fernseher usw. direkt im Hörgerät zu empfangen. Darüber hinaus können bei Veranstaltungen durch den Einsatz von Sprachübertragungsanlagen über den Audioschuh Sprachsignale direkt und unauffällig an das Hörgerät übertragen werden.

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Audiotherapie

Bedeutung:

Audiotherapie beschäftigt sich mit der Rehabilitation von Menschen mit Hörschädigung. Während Audiopädagogik sich auf die Integration von Kindern und Jugendlichen konzentriert, sind vornehmlich Erwachsene die Zielgruppe der Audiotherapie. Audiotherapeuten stehen Personen mit Hörschädigung bei folgenden Aufgaben zur Seite:

  • Betroffene müssen lernen, mit den durch Hörschädigung und Hörgeräteversorgung veränderten Höreindrücken umzugehen.
  • Persönliche Einschränkungen müssen aufgearbeitet werden, damit Kommunikationssituationen im Alltag bewusst gestaltet werden können.
  • Ergänzende Kommunikationsstrategien wie das Ablesen vom Mund oder die Verwendung Lautsprachbegleitender Gebärden (LBG) müssen erlernt werden.
  • Information über sozialrechtliche Bestimmungen zur Hilfsmittelversorgung etc. ist vonnöten.

Audiotherapie ist interdisziplinär ausgerichtet und berücksichtigt Erkenntnisse aus Fachgebieten wie HNO-Heilkunde, Hörgeräteakustik, Audiologie, Gerontologie, Psychologie, Pädagogik, Sozialrecht, Sprachheilkunde und Kommunikationsforschung.

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Außenohr

Bedeutung:

Das Außenohr besteht aus der äußerlich sichtbaren Ohrmuschel, dem äußeren Gehörgang und dem Trommelfell.

Die Hauptfunktion des Außenohres besteht darin, den aus der Umwelt kommenden Schall zu bündeln und an die inneren Teile des Gehörs weiterzuleiten. Hierbei hat die spezielle Form des Außenohres eine Verstärkerfunktion. Außerdem ermöglicht es die Form des Außenohres auch, die Richtung von Schallquellen festzustellen.

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B

Barrierefreiheit

Bedeutung:

Barrierefreiheit meint die uneingeschränkte Zugänglichkeit zum Beispiel von Häusern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Internetseiten für jeden Menschen. Eine vollständige Barrierefreiheit ist in der Praxis kaum zu erreichen - Sprachbarrieren zum Beispiel bleiben wohl immer bestehen. Es stellt sich daher immer die Frage nach dem Maßstab.

Im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) ist Barrierefreiheit in § 4 wie folgt definiert:

Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.

Ein bekanntes Beispiel für barrierefreie Gestaltung ist die Zufahrtsrampe, die es Rollstuhlfahrern ermöglicht, Gebäude selbstständig aufzusuchen und zu verlassen.

Zwei wichtige Aspekte von Barrierefreiheit können an diesem Beispiel verdeutlicht werden:

  1. Die Rampe nutzt nicht nur Rollstuhlfahrern. Auch beim Gebrauch eines Kinderwagens oder wenn ein Rollator genutzt wird, erleichtert Barrierefreiheit die Nutzung. Barrierefreiheit ermöglicht also nicht nur behinderten Menschen die Nutzung, sondern erleichtert sie auch für Menschen ohne körperliche Behinderung.
  2. Die als Beispiel genannte Rampe ist für Menschen mit anderen Behinderungen, etwa mit Seh- oder Hörbehinderungen nicht zwingend notwendig. Unterschiedliche Formen von körperlicher Behinderung erfordern unterschiedliche Lösungen für eine barrierefreie Nutzung der Umwelt.

Besonders der zweite Aspekt verdeutlicht, dass eine umfassende Barrierefreiheit, die die Bedürfnisse aller potenziellen Nutzer befriedigt, nur schwer zu erreichen ist. Z. B. stellt Barrierefreiheit für Menschen mit Hörschädigung völlig andere Anforderungen an die Umweltgestaltung als für Menschen mit Mobilitätsbehinderung. Die Zielgruppenanalyse, die Erfassung von Anforderungen und Bedürfnissen geht der Umsetzung von Barrierefreiheit voraus.

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Barrierefreiheit für Hörgeschädigte

Bedeutung:

Hörschädigung ist eine Kommunikationsbehinderung. Ein Ziel barrierefreier Gestaltung ist es deswegen, Menschen mit Hörschädigung Kommunikation in allen möglichen Kontexten zu ermöglichen. Auch ein barrierefreier Zugang zu Informationen und zu akustischen Signalen muss gewährleistet sein.

Barrierefreiheit wird im Alltag zumeist noch mit Maßnahmen zur Vermeidung von Mobilitätsbarrieren gleichgesetzt. Bei Barrierefreiheit für Hörgeschädigte geht es dagegen um sensorische Barrierefreiheit. Hierzu bemerkt Carsten Ruhe (2009):

Zur Erfassung der Barrierefreiheit sind bereits seit einigen Jahren Erhebungsbögen und Verarbeitungsprogramme auf dem Markt erhältlich. Sie werden gern verwendet und immer wieder zitiert. Sie haben alle den Nachteil, dass eine Erfassung sensorischer Barrieren entweder überhaupt nicht oder allenfalls sehr undifferenziert erfolgt. Einerseits kennen die Verfasser dieser Erhebungsbögen sich selbst nicht gut mit sensorischen Barrieren aus und andererseits sind die Lücken darin begründet, dass „Barrierefreiheit“ […] noch immer die Assoziation zu motorischen Einschränkungen hervorruft.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Barrierefreiheit zu definieren. Dies hängt davon ab, ob man eine „objektive“ Erhebung von technisch-baulichen Barrieren anstrebt oder hinsichtlich der Barrierefreiheit für Hörgeschädigte nach den „subjektiv“ empfundenen Barrieren fragt, die im Alltag für Hörgeschädigte immer wieder auftauchen.

Um Barrieren objektiv zu erfassen, unterscheidet Carsten Ruhe drei „Prioritäten“ für sensorische Barrierefreiheit:

Priorität 1: Alarm- und Warnsignale bei Gefahr für Leib und Leben haben die objektiv oberste Priorität.

Das Fehlen dieser Informationen ist LEBENSGEFÄHRLICH.

Priorität 2: Informationen, die Entscheidungen vorbereiten und/oder ohne Rückfragemöglichkeit dargeboten werden, haben mittlere Priorität.

Das Fehlen dieser Informationen ist ärgerlich.

Priorität 3: Informationen, die unterstützend dargeboten werden und/oder bei denen Rückfragen möglich sind, haben die niedrigste Priorität.

Wichtige Bausteine, um Barrierefreiheit für Hörgeschädigte umzusetzen, sind:

  • Barrierefreie Gesprächskultur
  • Verbesserung von Raumakustik und Bauakustik
  • Zwei-Sinne-Prinzip
  • Spezielle Kommunikationstechnik (Induktive Höranlagen etc.)

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Bauakustik

Bedeutung:

Das Fachgebiet Bauakustik befasst sich mit der Auswirkung baulicher Gegebenheiten auf die Schallausbreitung zwischen den Räumen von Gebäuden bzw. zwischen dem Rauminnern und der äußeren Umgebung.

Die beim Bau von Gebäuden verwendeten Materialien sowie ihre bauliche Verarbeitung und Zusammensetzung beeinflussen, inwieweit sich Schall und insbesondere Störschall innerhalb von Gebäuden verbreiten bzw. von außen eindringen kann.

Typisches Aufgabenfeld der Bauakustik ist die Trittschalldämmung: beim Begehen von Böden kann Störschall in darunterliegende oder angrenzende Räume weitergeleitet werden. Durch bauakustisch korrekte Dämmung der beteiligten Bauteile sowie deren korrekte Zusammenfügung wird dies vermieden. Ein weiteres Aufgabenfeld der Bauakustik ist es, außerhalb von Gebäuden auftretenden Störschall (z. B. Verkehrslärm) am Eindringen ins Gebäude zu hindern.

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Binaurale Interaktion

Bedeutung:

Die neueste Generation von Hörgeräten verfügt über die Fähigkeit, dass sich zwei Hörgeräte bei der Signalverarbeitung untereinander abstimmen können. Dies nennt man binaurale Interaktion. Um Signale von einem Hörgerät zum anderen zu senden, benötigt man entweder eine Induktiv- oder eine Funkverbindung. Voraussetzung ist die beidohrige Versorgung mit Hörgeräten.
Durch den Datenaustausch zwischen den Hörgeräten wird ein exakteres Richtungshören ermöglicht: Zeitliche Unterschiede beim Auftreffen von Schall können genau registriert und interpretiert werden. Unterschiedlich hohe Schalldruckpegel werden registriert und geben Auskunft über die Richtung, aus der Schall kommt.

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BITV

Bedeutung:

BITV ist die Abkürzung für Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung. Die BITV ergänzt das am 1. Mai 2002 in Kraft getretene Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und legt fest, dass alle öffentlich zugänglichen Internetangebote des Bundes spätestens bis zum 31. Dezember 2005 barrierefrei sein müssen. Angelehnt an Richtlinien der Web Accessibility Initiative (WAI) des World Wide Web Consortiums (W3C) werden in einer Anlage zur BITV alle Anforderungen aufgelistet, die ein barrierefreies Webangebot erfüllen muss.

Dies umfasst auch die Untertitelung von Filmen für Menschen mit Hörschädigung.

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Bluetooth

Bedeutung:

Bluetooth ist der Name einer Funkübertragungstechnologie für kurze Entfernungen, die den Funkfrequenzbereich von 2,4 Gigahertz zur Datenübertragung nutzt.

Durch die Nutzung der Bluetooth-Technologie können Signale von elektronischen Audiogeräten wie zum Beispiel Fernsehern, Musikanlagen und Telefone direkt an das Hörgerät übermittelt werden. Das Hörgerät benötigt hierfür eine entsprechende Ausstattung wie zum Beispiel Funkempfänger und Funktadapter.

Bluetooth-Sender haben normalerweise eine Reichweite von etwa 10 Metern, diese wird jedoch stark von der Antennenbauform sowie von baulichen Gegebenheiten beeinflusst. Die Auswahl unter eventuell mehreren Geräten erfolgt meist über eine spezielle Fernbedienung (dies nennt man auch Audiostreaming).

Andere Technologien zur Übertragung elektronisch formatierter Audiosignale zum Hörgerät sind FM-Anlagen mit frequenzmodulierten Funkwellen, Infrarotstrahlung oder elektromagnetisch wirkende Induktionsschleifen.

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C

C5-Senke

Bedeutung:

Als C5-Senke wird eine Schallempfindungsschwerhörigkeit im für das Sprachverstehen wichtigen Frequenzbereich um 4000 Hertz bezeichnet. Die C5-Senke ist im Audiogramm durch ein auffälliges „Absinken“ der Hörkurve leicht zu erkennen (sog. Badewannenkurve). Eine mögliche Ursache dieser Schallempfindungsschwerhörigkeit ist Lärmeinwirkung.

Cochlea-Implantat

Bedeutung:

Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine Hörprothese für gehörlose oder ertaubte Personen, für die eine Hörgeräteversorgung nicht ausreichend bzw. wirkungslos ist. Ein Cochlea-Implantat wird durch einen chirugischen Eingriff eingesetzt.

Die Reizung der Hörnerven erfolgt beim Cochlea-Implantat auf rein elektrischem Wege. Zu dem Cochlea-Implantat gehört ein externes, abnehmbar am Körper bzw. auf der Ohrmuschel getragenes Steuergerät mit einem Aufnahmemikrofon. An diesem befindet sich an einer kurzen Kabelleitung eine Sendespule in der Größe etwa einer 2-Euro-Münze, die, ebenso wie auch das Implantat, einen Haltemagneten enthält. Über diese außen an der Kopfhaut haftende Sendespule werden die elektrisch vom Steuergerät umgewandelten Schallsignale an das Implantat übertragen.

Die Eignung für die CI-Versorgung wird vor dem chirurgischen Eingriff in den Implantationszentren untersucht und festgestellt.

Bei gegebener fachärztlicher Indikation werden von der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland alle Kosten für den medizinischen Eingriff, die zugehörigen Gerätekomponenten sowie für die nachfolgende Rehabilitation übernommen.

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D

Demografiemanagement in Unternehmen

Bedeutung:

Das betriebliche Demografiemanagement entwickelt einen strategischen Umgang des Unternehmens mit der Bevölkerungsentwicklung und den damit einhergehenden Veränderungen von Arbeitsmarkt und Erwerbstätigenstruktur. Durch den demografischen Wandel stehen Betriebe vor vielfältigen Herausforderungen, etwa der Verknappung von Fachkräften und der Alterung von Belegschaften. Als Handlungsfelder des Demografiemanagements in Betrieben werden unter anderem die Bewusstseinsbildung bei Führung und Belegschaft, die vorausschauende Personalplanung und -bindung, die Schaffung gesunder Arbeitsbedingungen und die altersgerechte Gestaltung von Arbeit und Qualifizierung genannt.

„Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass das Erwerbspersonenpotenzial der Zukunft aus einem Großteil von Menschen bestehen wird, die älter als 50 Jahre sein werden. Damit wird die Alterung des Erwerbspersonenpotentials zur entscheidenden Herausforderung am Arbeitsmarkt der nächsten Jahre.“ (vgl. http://demographie-wiki.de)

„Mittel- und langfristig kann es in einigen Branchen zu einer signifikanten Knappheit an qualifiziertem Personal kommen." (vgl. http://demographie-wiki.de)

„Nach 2020 schlägt die demografische Entwicklung in voller Stärke durch, nicht zuletzt weil die geburtenstarken Jahrgänge nun in Rente gehen.“ (vgl. Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2007: Demografische Effekte auf das Erwerbspersonenpotenzial)

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Dezibel

Bedeutung:

Das Bel (B) ist eine nach Alexander Graham Bell (1847-1922) benannte Hilfsmaßeinheit zur Kennzeichnung von Pegelgrößen. In der Praxis ist die Verwendung des zehnten Teils eines Bels, „Dezibel“ mit dem Einheitenzeichen dB, üblich.

Diese Größe findet unter anderem in der Akustik, Audiologie und Hörgerätetechnik bei der Bestimmung des Schalldruckpegels Anwendung. Die Messgröße ist „logarithmisch“ gestuft, so besagt die Angabe eines Pegels von beispielsweise "10 dB", dass der physikalische Schalldruckunterschied etwa 10 mal, bei "20 dB" 100 mal, bei "30 dB" 1000 mal usw. größer als "1 dB" ist.

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Digitale Signalverarbeitung

Bedeutung:

Die digitale Signalverarbeitung hat sich bei modernen Hörgeräten durchgesetzt. Ein Digitalsignal ist ein elektrisches Signal, das einen abgegrenzten und gestuften Wert hat. Die früher in der elektrischen Informationsverarbeitung vorherrschenden „Analog“-Signale konnten beliebige, stufenlos fließende Werte annehmen. Ein Digitalsignal, das einen Wert „größer als 1“ repräsentiert, setzt sich aus einer Kombination mehrerer Einser- und Null-Signalwerte zusammen.

Die überwiegend natürlich vorkommenden „analogen“ Informationen werden zur digitalen Verarbeitung durch Quantisierung in Digitalsignale umgewandelt.

Die digitale Signalverarbeitung bietet Verarbeitungsmöglichkeiten, welche mit der analogen Schaltungstechnik teilweise nur mit hohem Aufwand realisierbar sind, wie es beispielsweise bei unterschiedlichem Verstärkungsbedarf in unterschiedlichen Frequenzbereichen des Hörschalls vorkommen kann.

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Dynamikbereich

Bedeutung:

Sprache hat dynamische Eigenschaften: Wenn gesprochen wird, wird Schall in unterschiedlichen Frequenzen aktiv. Außerdem schwingt der Schall mit wechselnder Stärke (vgl. Schalldruckpegel ). Das menschliche Gehör kann Sprache und andere akustischen Ereignisse innerhalb der Frequenzen von 20 Hz bis 20.000 Hz und zwischen den Dezibelwerten von Null bis 120 dB wahrnehmen, was als Dynamikbereich bezeichnet wird.

Bei Menschen mit Hörschädigung ist dieser Umfang eingeschränkt, der wahrnehmbare Bereich wird als Restdynamikbereich bezeichnet.

E

Eigenanteil

Bedeutung:

Wenn der HNO-Arzt eine Versorgung mit Hörgeräten medizinisch für notwendig hält (vgl. Indikation), steuert die Krankenkasse einen bestimmten Festbetrag zur Finanzierung der Geräte bei. In den meisten Fällen zahlen die Betroffenen aber – freiwillig – beim Hörgeräteakustiker noch Geld dazu, um ein teureres Hörgerät zu erhalten, das nicht für den Festbetrag erhältlich ist. Diesen Betrag nennt man Eigenanteil.

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Ex-Hörer-Gerät

Bedeutung:

Bei Hörgeräten, die hinter dem Ohr getragen werden, dient meist ein luftgefüllter Schallschlauch der Schallweiterleitung in den Gehörgang. Dagegen sind Ex-Hörer-Geräte hinter dem Ohr getragene Hörgeräte, bei denen ein ausgelagerter Lautsprecher mit Hilfe einer maßgefertigten Otoplastik oder eines kleinen schirmförmigen Halteelements im Gehörgang platziert wird. Dieser Lautsprecher gibt den verstärkten und aufbereiteten Schall direkt im Gehörgang ab.

Bei dieser Geräteform entfallen Übertragungsverluste bezüglich der Qualität, die bei Hörgeräten mit einfachem Schallleitungsschlauch und Otoplastik auftreten können. Zudem ist die Neigung zu Rückkopplungen hier vergleichsweise geringer. Die Ex-Hörer-Technik ist bei leichten bis mittelgradigen Höreinschränkungen einsetzbar.

F

Festbetrag

Bedeutung:

Festbetrag nennt man den Geldbetrag, den die gesetzlichen Krankenkassen für Medikamente und Hilfsmittel übernehmen. Die darüber hinausgehenden Kosten nennt man Eigenanteil.

Für Hörgeräte wurde 2005 bundesweit ein Festbetrag von 421 Euro festgelegt. Bei einer beiderseitigen Versorgung wird der Festbetrag um einen Abschlag in Höhe von 20% für das zweite Hörgerät gekürzt.

Für Personen mit einer "an Taubheit grenzenden" Schwerhörigkeit gilt ab 1. März 2012, ein Festbetrag von 786,86 Euro für ein Hörgerät, der bei einem zweiten Gerät ebenfalls um 20% gekürzt wird.

Die Regelung ab 1. März 2012 erfolgte als Reaktion auf das Urteil des Bundesozialgerichts von 2009, demzufolge die Leistungspflicht der Krankenkassen nicht begrenzt ist, wenn der für ein Hilfsmittel festgesetzte Betrag der Kostenübernahme für den Ausgleich der konkret vorliegenden Behinderung objektiv nicht ausreicht.

Der Deutsche Schwerhörigenbund kritisiert, dass die erfolgte Erhöhung des Festbetrages immer noch nicht ausreichend ist.

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FM-Anlage

Bedeutung:

FM-Anlagen greifen Nutzsignale wie Sprache oder Musik an Audioquellen, wie z. B. Mikrofonanlagen oder Fernsehgeräten, ab. Die Audiosignale werden hierbei entweder mittels eines FM-Mikrofons am Lautsprecher oder mittels eines Audiokabels direkt am Audiogerät aufgenommen. Danach werden die Audiosignale in "frequenzmodulierte" (FM) Funksignale umgewandelt und gesendet. Das Nutzsignal kann dann in hoher Qualität von hörbeeinträchtigten Personen empfangen werden.

Zum Empfang sind spezielle Empfänger notwendig, die auf die Funkfrequenz des Senders eingestellt sein müssen. Bei öffentlich genutzten FM-Anlagen müssen diese Empfänger als Teil der FM-Anlage bereitgehalten werden. Ebenso werden FM-Anlagen aber auch für den häuslichen Gebrauch bzw. im Arbeitsleben eingesetzt. Solche mobilen FM-Anlagen bestehen immer aus einem Funk-Sendegerät und einem Empfangsgerät, die von Nutzern mitgeführt und bei Bedarf aufgebaut werden.

Weiterführende Informationen:

Frequenz

Bedeutung:

Frequenz ist die Bezeichnung für die Häufigkeit von periodisch sich wiederholenden Vorgängen pro Zeiteinheit. Angaben hierzu kommen unter anderem in der Akustik, Audiologie, Elektro-, Hörgeräte- und Funktechnik vor.

Die Maßeinheit für die Frequenz ist nach Heinrich Hertz benannt mit „Hertz“ und dem Kurzzeichen „Hz“.

Die Größe von 1 Hz bezeichnet einen Schwingungsvorgang pro Sekunde, 100 Hz sind 100 Schwingungen pro Sekunde usw. Höhere Frequenzwerte werden häufig durch entsprechende Vorsätze abgekürzt, so werden beispielsweise 1000 Hz auch als 1 kHz (Kilohertz), 1.000.000 Hz auch als 1 Mhz (Megahertz) usw. angegeben.

Das menschliche Gehör kann Luftschallfrequenzen zwischen 25 bis maximal 20.000 Hz - im sogenannten Hörbereich - wahrnehmen. Bei Hörschädigung ist die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Schallfrequenzen eingeschränkt.

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Frühschwerhörigkeit

Bedeutung:

Hörschädigungen können in jedem Lebensalter auftreten. Wenn eine Hörschädigung vor Abschluss des Spracherwerbs (ca. bis zum 7. Lebensjahr) auftritt, spricht man von Frühschwerhörigkeit oder prälingualer Schwerhörigkeit.

Personen mit Frühschwerhörigkeit haben - abhängig vom Grad ihrer Schwerhörigkeit und von ihrer lautsprachlichen Förderung - Einschränkungen in der Lautsprachkompetenz und in der Sprachentwicklung. Das Erlernen alternativer Kommunikationswege, wie z. B. Gebärdensprache, Absehen und Lautsprachbegleitende Gebärden ist deswegen notwendig. Da der Spracherwerb und das Verfügen über Lautsprache für die Alltagsbewältigung von fundamentaler Bedeutung sind, birgt Frühschwerhörigkeit viele Probleme für die soziale Teilhabe der Betroffenen.

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G

Gebrauchstauglichkeit

Bedeutung:

Menschen verwenden im Alltag eine Vielzahl von Produkten und technischen Geräten. Der Gebrauch der Produkte sollte dabei möglichst einfach und intuitiv sein. Die Handhabung sollte keine Probleme erzeugen, sondern das Gebrauchsziel sollte effizient erreicht werden können. Gebrauchstauglichkeit beschreibt diese Anforderungen an Produkte. In Gebrauchstauglichkeitstests werden Produkte nach geeignenten Kriterien untersucht und bewertet.

Ein Beispiel für ein hohes Maß von Gebrauchstauglichkeit wäre an einem Hörgerät, dass der Lautstärkesteller gut ertastbar und bedienbar ist. Durch eine Fernbedienung mit Lautstärkewähler könnte die Gebrauchstauglichkeit des Hörgerätes noch zusätzlich verbessert werden.

Die ISO-Norm 9241-11 definiert Gebrauchstauglichkeit als das Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um bestimmte Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen.

Gehör

Bedeutung:

Das Gehör untergliedert sich in mehrere Teilbereiche. Es besteht aus Außenohr, Mittelohr und Innenohr. Über den Hörnerv ist das Gehör mit dem Hörzentrum des Gehirns verbunden. Bei der Schallverarbeitung durchläuft der Schall diese unterschiedlichen Bereiche, bis im Gehirn anhand der übertragenen Nervenimpulse sein Sinngehalt entschlüsselt wird.

Die Verarbeitung der Schallwahrnehmung im Ohr wird als peripheres Hören, die neuronale Verarbeitung im Gehirn als zentrales Hören bezeichnet.

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Gehörlosigkeit

Bedeutung:

Gehörlosigkeit bezeichnet das vollständige oder weitgehende Fehlen des Gehörs bei Menschen. Während der medizinische Ausdruck für diesen Sachverhalt Taubheit (lateinisch Surditas) ist, wird im Alltagsgebrauch mit „Gehörlosigkeit“ sinnhaft meist die damit verbundene Lebensperspektive bzw. Behinderung als solche angesprochen. Der Ausdruck gehörlos entstand im deutschen Sprachraum nach der Einführung der allgemeinen Schulbildung für taube Kinder im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts.

Der Deutsche Gehörlosenbund definiert: "Als 'gehörlos' werden Personen bezeichnet, die aufgrund einer Hörschädigung (Schwerhörigkeit oder Taubheit) vorwiegend in Gebärdensprache kommunizieren." Schätzungen gehen davon aus, dass es in diesem Sinne in Deutschland etwa 80.000 Gehörlose gibt.

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H

Haarzellen

Bedeutung:

Haarzellen nennt man die im Innenohr befindlichen Sinneszellen, die eine entscheidende Rolle bei der Schallverarbeitung spielen. Es handelt sich dabei um Sinneszellen, auf denen ein Schopf von Härchen aufsitzt.

Man unterscheidet innere und äußere Haarzellen, die in parallel verlaufenden Reihen in den Gängen des Innenohrs angeordnet sind. Die ca. 3000 inneren Haarzellen sind für die Aufnahme und Weiterleitung von Schallenergie zuständig. Die ca. 12.000 äußeren Haarzellen beeinflussen dagegen aktiv die Sensibilität des Innenohrs für Schallenergie. Durch sie ist das Innenohr z. B. in der Lage, seine Sensibilität bei starken akustischen Umweltreizen zu verringern. Dies nennt man Adaption. Wenn die äußeren Haarzellen zerstört sind, ist oft ein verändertes Lautheitsempfinden (vgl. Recruitment ) die Folge.

Die Haarzellen können durch verschiedene Ursachen Schaden nehmen und dann dauerhaft funktionsuntüchtig sein. Die weitverbreiteste Form von Schwerhörigkeit, die Schallempfindungsschwerhörigkeit, geht auf einen solchen Ausfall von Haarzellen zurück.

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Hauptsprachbereich

Bedeutung:

Wenn Menschen sprechen, senden sie Schallwellen innerhalb eines Frequenzbereiches aus, der als Hauptsprachbereich bezeichnet wird. Dieser liegt bei den Frequenzen zwischen 250 und 6.000 Hertz. Durch Tonschwellenaudiometrie oder Sprachverständlichkeitstests kann festgestellt werden, ob im Hauptsprachbereich eine Hörschädigung  vorliegt.

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Hilfsmittelverzeichnis

Bedeutung:

Nach SGB V § 139 „Hilfsmittelverzeichnis, Qualitätssicherung bei Hilfsmitteln“ ist der GKV-Spitzenverband der Krankenkassen verpflichtet, ein systematisch strukturiertes Hilfsmittelverzeichnis zu erstellen. In diesem Verzeichnis sind die von der Leistungspflicht umfassten Hilfsmittel aufzuführen. Das Hilfsmittelverzeichnis ist im Bundesanzeiger bekannt zu machen.

Die aktuelle Rechtsauffassung besagt dazu, wenn ein Hilfsmittel die Kriterien erfülle, dem anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse zu entsprechen sowie notwendig, ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich zu sein, könne es gewährt werden, auch wenn es nicht im Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt sei.

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Hinter-dem-Ohr Hörgerät

Bedeutung:

Hinter-dem-Ohr-Hörgerät nennt man ein Hörgerät, das außen hinter dem Ohr getragen wird. Der Schall wird über ein Mikrofon aufgenommen und aufbereitet. Der aufbereitete Schall wird dann über einen Schallschlauch in den Gehörgang des Ohres geleitet.

Sowohl Schallschlauch als auch die hinter dem Ohr getragene Technik ist bei neueren Geräten im Alltag meist kaum sichtbar. Der Schall wird bei modernen Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten auf unterschiedliche Weisen ins Ohr geleitet:

  • Der Schallschlauch des Hörgerätes ist mit einem individuell angepassten Ohrpassstück, der sogennannten Otoplastik verbunden. Die Otoplastik sitzt fest und abschließend im Ohr und gibt dem Hörgerät Halt. Außerdem sorgt sie dafür, dass der verstärkte Schall nicht aus dem Ohr entweichen kann. Dies ist besonders bei höhergradigen Hörschädigungen und hohen Verstärkungsleistungen wichtig. Dringt Schall aus dem Gehörgang, kommt es oft zu Rückkopplungen.
  • Der Schallschlauch des Hörgerätes ist mit einem Schallschirmchen in einer Standardgröße verbunden. Dieses verschließt den Gehörgang nicht, ein hoher Tragekomfort wird erreicht. Diese Form ist besonders geeignet bei Hochtonverlusten, ungeeignet jedoch bei hochgradigen Hörschädigungen mit Hörverlusten im tiefen Frequenzbereich (vgl. offene Versorgung).
  • Der Schall wird, anstatt unmittelbar über einen Schallschlauch, als elektrisches Signal mit einem dünnen Kabel  zu einem direkt im Gehörgang plazierten Lautsprecher geleitet (vgl. Ex-Hörer-Gerät).

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Hirnstamm-Implantat

Bedeutung:

Ein Hirnstamm-Implantat ist ein modifiziertes Cochleaimplantat. Statt der Nervenzellen des Innenohres wird beim Hirnstamm-Implantat jedoch der erste Hörkern (Nucleus cochlearis) im Hirnstamm elektrisch stimuliert.

Die Empfangsantenne des Implantats empfängt Signale von einem außen angelegten Sprachprozessor, der seinerseits mit einem Mikrofon Schallwellen aufnimmt und diese in elektrische Impulse umwandelt, die zur "Sendeantenne" geleitet werden. Der Sprachprozessor enthält auch die Batterie zur Energieversorgung.

Indikation: Das Hirnstamm-Implantat ist vor allem für erwachsene NF2-Patienten (Neurofibromatose Typ 2) konzipiert. Weiterentwicklungen werden auch für weitere Indikationen von Taubheit angewendet, bei denen ein Cochleaimplantat jedoch nicht anwendbar ist. Die Eignung für die Implantat-Anwendung wird vor dem chirurgischen Eingriff in den Implantationszentren untersucht und festgestellt.

Bei gegebener fachärztlicher Indikation werden von der gesetzlichen Krankenversicherung alle Kosten für den Eingriff, die zugehörigen Gerätekomponenten sowie Rehamaßnahmen übernommen.

Weiterführende Informationen:

HNO-Arzt

Bedeutung:

Wenn Probleme mit dem Hörvermögen vermutet werden, ist der HNO-Arzt der erste Ansprechpartner. Nur er kann sicher diagnostizieren, ob eine Hörschädigung vorliegt und welche Ursache sie hat.

Durch den Blick ins Ohr mittels Otoskop stellt der Arzt fest, ob die Schallweiterleitung im Gehörgang möglicherweise gestört ist. Durch die Messung des Hörvermögens kann der HNO-Arzt eine weiterreichende Diagnose erstellen. Er überprüft sowohl die Verständlichkeit von Tönen als auch von Silben, Worten und Sätzen.

Unterschiedliche Formen von Höreinschränkung machen unterschiedliche Therapien erforderlich. Je nach dem, wie die Diagnose ausfällt, verordnet der HNO-Arzt eine Therapie bzw. führt die Therapie sofort an Ort und Stelle durch. Wenn es aus medizinischer Sicht sinnvoll und angezeigt ist (vgl. Indikation), stellt der HNO-Arzt eine Verordnung für eine Hörgeräteversorgung aus.

Weiterführende Informationen:

Hörberatung

Bedeutung:

Betroffenenverbände, freie Träger und Kommunen bieten zum Teil spezialisierte Beratung zum Thema "Hörschädigung" an. In den Beratungsstellen erhalten Sie kostenlos Informationen zu Themen wie Finanzierung von Hörgeräten, Ihren Rechten als schwerhöriger Arbeitnehmer und Möglichkeiten des Hilfsmitteleinsatzes. Einige Beratungsstellen verfügen über Hilfsmittelausstellungen, damit die Funktion von Telefonverstärkern, Lichtklingeln und anderen Alltagshelfern vor Ort ausprobiert werden kann. Inwieweit auch zu speziellen Themen wie z. B. Tinnitus und Cochlea-Implantat Beratung möglich ist, erfragen Sie bitte bei Ihrem lokalen Ansprechpartner.

Um die Teilhabe im Arbeitsleben sicherzustellen, bieten auch die Integrationsfachdienste kompetente Beratung und Unterstützung für Beschäftigte mit Schwerbehinderung sowie deren Arbeitgeber.

Hörgeräteakustiker sind dazu ausgebildet, Höranforderungen zu erkennen und geeignete technische Hilfsmittel auszuwählen. Neben der Hörgeräteanpassung bieten Akustiker meist auch Informationen zu weiteren nützlichen Hilfsmitteln, die am Arbeitsplatz weiterhelfen können.

Weiterführende Informationen:

Hörbereich

Bedeutung:

Als Hörbereich bezeichnet man denjenigen Bereich des Luftschalls, der mit dem normalen menschlichen Hörvermögen wahrnehmbar ist. Dafür sind zwei Parameter ausschlaggebend: die Lautstärke und die Schwingfrequenz des Schalls.

Der Hörbereich ist bezüglich der Lautstärke nach unten hin praktisch durch die Hörschwelle und nach oben hin theoretisch durch die Schmerz- oder Unbehaglichkeitsschwelle begrenzt. Der für Menschen hörbare Frequenzbereich liegt zwischen 16 Hertz und 20.000 Hertz, wobei für die Wahrnehmung jeder Frequenz unterschiedliche Mindestlautstärken nötig sind.

Den für Menschen nicht hörbaren Schall unterhalb von 16 Hertz bezeichnet man als Infraschall, den Schall oberhalb von 20.000 Hertz als Ultraschall. Der Begriff Hörbereich kann auch verwendet werden, um das individuelle Hörvermögen einer bestimmten Person zu bezeichnen.

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Hörgerät

Bedeutung:

Hörgeräte sind die wichtigsten persönlichen Hilfsmittel, um Schwerhörigkeit zu bewältigen. Es gibt unterschiedliche Bauformen von Hörgeräten:

  • Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte
  • In-dem-Ohr-Hörgeräte

Daneben existieren noch spezielle Bauformen wie Hörbrillen und Hörimplantate wie z. B. das Cochlea-Implantat.

Hörgeräte werden in einem Versorgungsprozess vom HNO-Arzt verschrieben und vom Hörgeräteakustiker angepasst.

Weiteführende Informationen:

Hörgeräteakustiker

Bedeutung:

Hörgeräteakustiker versorgen Menschen mit Hörschädigung mit geeigneten Hörgeräten. Auf der Basis von Hörtests wählt der Hörgeräteakustiker die in Frage kommenden Hörgeräte aus. Im Rahmen einer sogenannten vergleichenden Anpassung werden unter Begleitung des Akustikers Hörgeräte vom Kunden erprobt. Der Hörgeräteakustiker arbeitet bei der Hörgeräteversorgung mit dem behandelnden Hals-Nasen-Ohren-Arzt zusammen und übernimmt auch Service- und Wartungsarbeiten an den Hörgeräten.

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Hörimplantat

Bedeutung

Im Gegensatz zu Standardhörgeräten werden Hörimplantate mittels eines operativen Eingriffs vom Arzt eingesetzt. Nur bei selteneren Arten von Hörschädigung ist die Versorgung mit diesen Hörhilfen angezeigt. Der Höreindruck bei aktiven Implantaten wird entweder mittels elektrischer oder mechanischer Stimulation erzeugt. Zusätzlich wird dazu ein externes Steuergerät benötigt, das das Mikrofon und die Stromversorgung enthält und die empfangenen Signale an das Implantat überträgt. Beispiele für Implantate mit elektrischem Stimulationsprinzip sind Cochleaimplantat und Hirnstamm-Implantat.

Hörgeräte mit mechanischem Stimulationsprinzip setzen Schall in Vibrationen um, die als Körperschall meist auf den Schädelknochen übertragen werden und durch Knochenleitung bis zum Hörorgan vordringen und dort Höreindrücke erzeugen. Beispiele für solche Hörgeräte sind knochenverankerte Implantate bzw. "Schädelknochenimplantate".

Bei Mittelohrimplantaten werden "passive" und "aktive" Implantate unterschieden. Passive Implantate sind Tympanoplastiken, bei denen mittels chirurgischer Eingriffe das Trommelfell oder die Gehörknöchelchenkette unter Zuhilfenahme von körperfremden oder körpereigenen Materialien wiederhergestellt werden. Aktive Implantate werden in die Gehörknöchelchenkette eingesetzt und stimulieren diese mit elektrisch übertragenen Signalen von außen.

Weiterführende Informationen:

Hörnerv

Bedeutung:

Der Hörnerv besteht aus Nervenfasern, die das Innenohr mit dem Hörzentrum des Gehirns verbinden. Man unterscheidet zwischen aufsteigenden (afferenten) und absteigenden (efferenten) Nervenfasern, die jeweils unterschiedliche Aufgaben haben. Die aufsteigenden Nervenfasern geben die akustische Information, die in den Haarsinneszellen des Innenohrs aufgenommen wurde, an das Gehirn weiter. Die absteigenden Nervenfasern können die Arbeitsweise des Gehörs aktiv beeinflussen.

Weiterführende Informationen:

Hörsamkeit

Bedeutung:

Hörsamkeit ist ein Begriff aus der Raumakustik. Unter dem Begriff wird eine Reihe von Kenngrößen zusammengefasst, die ein gutes Hörerleben in Räumen beeinflussen. Welches die optimalen akustischen Eigenschaften für einen Raum sind, hängt auch davon ab, welche Arten von Schall auftreten bzw. für welche Art von Veranstaltung ein Raum vorgesehen ist. Während in Konferenzräumen z. B. Sprachverständlichkeit im Fokus steht, ist in Konzertsälen die Hörsamkeit von Musik wichtig.

Auch die Minimierung von Störschallquellen, z. B. Nachhall, ist ein Ziel der Verbesserung der Hörsamkeit. DIN 18041 nennt Kriterien für die Hörsamkeit von unterschiedlichen Räumen.

Weiterführende Informationen:

Hörschädigung, Grade der

Bedeutung:

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden oft die Bezeichnungen leichtgradige, mittelgradige, hochgradige und an Taubheit grenzende Hörschädigung verwendet, um den Grad der Höreinschränkung zu beschreiben. Die Einteilung wird von den Messergebnissen der Hörtests abgeleitet.

In Audiogrammen ist ersichtlich, wie sehr ein Ton verstärkt werden muss, damit er von einer Person wahrgenommen werden kann. Um den Grad der Hörschädigung zu bestimmmen, wird ein Durchschnittswert dieser Messwerte (prozentualer Hörverlust) gebildet.

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Hörschwelle

Bedeutung:

Das menschliche Gehör kann Schall nur wahrnehmen, wenn er mit einer ausreichenden Lautstärke und innerhalb des menschlichen Hörbereichs auftritt. Als Hörschwelle bezeichnet man diejenige Lautstärke (vgl. Schalldruckpegel), ab welcher von Menschen Schall wahrgenommen werden kann.

Die Hörschwelle bezieht sich immer auf bestimmte Frequenzbereiche. Es gibt also z. B. eine eigene Hörschwelle für Schall im Bereich 100 Hertz und eine Hörschwelle für Schall im Bereich 6000 Hertz. Bei sehr hohen und sehr tiefen Frequenzen sind höhere Schalldruckpegel notwendig, damit die Hörschwelle erreicht wird. Dagegen ist die Hörschwelle bei Frequenzen im Hauptsprachbereich sehr niedrig.

Für messtechnische Zwecke orientiert man sich vergleichend am Hörvermögen von jungen Menschen mit voll funktionsfähigem Gehör. Als Referenz für den absoluten Schalldruckpegel (in Dezibel angegeben) wird jedoch der statistische Mittelwert der Hörbarkeit von Sinustönen bei 1000 Hz für das menschliche Ohr benutzt.

Neben der Hörschwelle spielen auch noch die Unbehaglichkeitsschwelle und die Schmerzschwelle bei der Begrenzung des Hörbereichs eine Rolle.

Weiterführende Informationen:

Hörsturz

Bedeutung:

Der Hörsturz ist ein plötzlich auftretender, hochgradiger Hörverlust. Er tritt in den meisten Fällen nur auf einem Ohr auf, es können aber auch beide Ohren davon betroffen werden. Der Entstehungsmechanismus von Hörstürzen konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Weiterführende Informationen:

Hyperakusis

Bedeutung:

Als Hyperakusis bezeichnet man eine Überempfindlichkeit für akustische Umweltreize. Schall wird auch schon bei geringer Lautstärke als unangenehm oder schmerzhaft empfunden. Die meisten Personen, die von einer Schallempfindungsschwerhörigkeit betroffen sind, leiden unter Hyperakusis.

Weiterführende Informationen:

I

In-dem-Ohr-Hörgerät

Bedeutung:

Hörgeräte, bei denen die gesamte Technik im Gehörgang sitzt, nennt man In-dem-Ohr- oder Im-Ohr-Hörgeräte. Der Schall wird über ein Mikrofon aufgenommen und aufbereitet sowie danach über einen Lautsprecher in den Gehörgang geleitet. In-dem-Ohr-Hörgeräte sind im Alltag meist kaum sichtbar. Sie haben daneben den Vorteil, dass mit ihnen die Anatomie des Außenohrs für das Richtungshören genutzt werden kann.

Die Verstärkungsleistung von In-dem-Ohr-Hörgeräten lässt eine Versorgung bei gering- bis mittelgradigen Hörverlusten zu. Die meisten In-dem-Ohr-Hörgeräte haben dabei keine Ausstattung mit einer Telefonspule und auch keinen Audioeingang, die als Schnittstellen die direkte Verbindung mit Audiogeräten und damit die Barierefreiheit unterstützen würden.

Weiterführende Informationen:

Indikation

Bedeutung:

Indikation ist ein Fachbegriff aus der Medizin. Für Erkrankungen und körperliche Probleme sind in der Medizin bestimmte Therapie- und Behandlungsmittel festgelegt. Indikation bedeutet, dass vom behandelnden Arzt geprüft wird, welche Krankheit vorliegt und welche Therapie für diese Krankheit nach aktuellem Stand des medizinischen Wissens herangezogen werden muss.

Hörschädigung kann durch vielfältige Ursachen entstehen. Der HNO-Arzt muss deshalb zunächst feststellen, welche Art von Hörschädigung vorliegt. Danach wird die Behandlungsform bestimmt. Unterschiedliche Indikationen bei Hörschädigung umfassen:

  • Entfernung von Ohrenschmalzpfropf
  • Medikamente gegen Mittelohrentzündung
  • Versorgung mit Hörgeräten
  • Operativer Eingriff und Versorgung mit Cochlea-Implantaten
  • Operativer Eingriff zur Beseitigung von Otosklerose

Ob eine Hörgeräteversorgung angezeigt ist, stellt der Arzt mittels Ton- und Sprachaudiometrie fest:

Die Verordnung von Hörgeräten setzt eine Untersuchung durch einen Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten einschließlich einer Erhebung der Anamnese sowie eine ton- und sprachaudiometrische Bestätigung der Kommunikationsbehinderung voraus.

(Quelle: § 19 Abs. 1 Hilfsmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses)

Induktive Höranlage

Bedeutung:

Induktive Höranlagen greifen Nutzsignale wie Sprache oder Musik bei größeren Besprechungen und Veranstaltungen direkt an Mikrofonanlagen oder anderen Audioquellen ab, wandeln sie in Sendesignale um und übermitteln diese im Raum. Das Sprachsignal kann dann in hoher Qualität vom hörbeeinträchtigten Teilnehmer empfangen werden.

Bei induktiven Höranlagen wird das Nutzsignal mithilfe eines speziellen Verstärkers in ein ekektrisches Signal umgewandelt und in ein Kabel eingespeist. Das Kabel wird dabei in Form eines Rings im Raum verlegt, in dem kommuniziert wird (von hier stammt auch der andere gebräuchliche Name "Ringschleifenanlage" ab). Innerhalb des ausgelegten Kabelrings erzeugt der Verstärker ein elektromagnetisches Feld. Dieses kann von Hörgeräteträgern direkt im Hörgerät empfangen werden, wenn es über ein spezielles Bauteil, die sogenannte Telefonspule, verfügt.

Weiterführende Informationen:

Infrarot-Hörhilfe

Bedeutung:

Infrarot-Anlagen nehmen Nutzsignale wie Sprache oder Musik direkt an Audioquellen, wie z. B. Mikrofonanlagen oder Fernsehgeräten, auf. Die Audiosignale werden in Infrarot-Sendesignale umgewandelt und im Raum übermittelt. Das Nutzsignal kann dann in hoher Qualität von hörbeeinträchtigten Personen empfangen werden.

Zum Empfang der Infrarotsignale sind spezielle Empfänger notwendig. Bei öffentlich genutzten FM-Anlagen müssen diese Empfänger als Teil der Infrarot-Anlage bereitgehalten werden. Ebenso werden Infrarot-Anlagen häufig im häuslichen Gebrauch eingesetzt, etwa um Tonsignale von Fernsehern und Musikanlagen zu empfangen.

Weiterführende Informationen:

Innenohr

Bedeutung:

Das etwa erbsengroßen Innenohr hat eine Form ähnlich einem Schneckenhaus, von dem auch der lateinische Name, cochlea = Schnecke, stammt. Dieses ist in mehrere, ineinander gewundene Gänge unterteilt, in denen sich diejenigen Sinneszellen befinden, die für die Verarbeitung von Schall zuständig sind, die sogenannten Haarzellen.

Den Übergang des Innenohrs zum Mittelohr bildet das sogenannte ovale Fenster. Das ovale Fenster wird zum Mittelohr hin vom Absatz des sogenannten Steigbügels verschlossen und stellt den Zugang zu einem der Gänge des Innenohrs dar.

Weiterführende Informationen:

Integrationsamt

Bedeutung:

Integrationsämter sind nach SGB IX, 2. Teil gesetzlich zuständig, um bei Fragen der beruflichen Teilhabe von Personen mit Behinderung zu beraten und zu unterstützen. Es existieren besondere Fachdienste für Arbeitnehmer mit Hörschädigung. Sowohl die betroffenen Personen selbst als auch Arbeitgeber werden beraten.

Weiterführende Informationen:

K

Knalltrauma und Explosionstrauma

Bedeutung:

Wenn kurzzeitig hohe Schalldruckpegel auftreten, kann das Gehör durch ein Knalltrauma oder ein Explosionstrauma gefährdet werden.

Von Knalltrauma spricht man, wenn das Innenohr durch die Schalleinwirkung geschädigt wurde.

Von Explosionstrauma spricht man, wenn das Mittelohr oder das Trommelfell geschädigt wurde.

Weiterführende Informationen:

L

Lärm-Stress

Bedeutung:

Unter Lärm-Stress werden vegetative und psychische Folgewirkungen durch lärmbedingte Störungen verstanden, die sich unterhalb der Pegelwerte bewegen, denen eine Gehörschädigung zugeschrieben wird. In Fachkreisen werden sie auch als „extra-aurale Lärmwirkungen“ bezeichnet (extra-aural: nicht das Ohr/Gehör betreffend). Vegetative Reaktionen, wie beispielsweise die Ausschüttung von Stresshormonen oder der Anstieg von Blutdruck und Puls, sind bei Schallpegeln ab etwa 60 dB(A), psychische Wirkungen, wie beispielsweise Gereiztheit, Erschöpfung oder Leistungsminderungen, schon deutlich darunter ab einem Lärmpegel von 30 dB(A) nachweisbar. Die Stress-Reaktionen variieren je nach Intensität, Häufigkeit und Dauer lärmbedingter Störungen und entsprechend der individuellen mentalen Verarbeitung.

Weiterführende Informationen:

Lärmschwerhörigkeit

Bedeutung:

Wird als Ursache einer Hörschädigung eine dauerhafte Überbelastung des Gehörs mit Lärm festgestellt, wird von einer Lärmschwerhörigkeit gesprochen. Bei dieser handelt es sich medizinisch gesehen um eine Schallempfindungsschwerhörigkeit. Der Begriff Lärmschwerhörigkeit wird verwendet, um auf die Ursache der Schallempfindungsschwerhörigkeit zu verweisen.

Das Risiko, eine Lärmschwerhörigkeit zu erlangen, ist bei dauerhaften Schalldruckpegeln von mehr als 85 dB gegeben. Wenn eine kurzzeitige Lärmbelastungen als Ursache einer Hörschädigung festgestellt werden, spricht man von einem Knalltrauma oder einem Explosionstrauma.

Weiterführende Informationen:

Lautsprachbegleitende Gebärden

Bedeutung:

Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) unterstützen oder ersetzen die lautsprachliche Kommunikation für Schwerhörige und ertaubte Menschen. Die Inhalte der Lautsprache werden simultan zum Sprachverlauf mit den entsprechenden Gebärdenzeichen wiedergegeben. Im Gegensatz zur Gebärdensprache weisen LBG keine von der deutschen Sprache abweichende eigene Grammatik auf. Sie sind deswegen als Versuch der Visualisierung der Lautsprache anzusehen.

Wegen des hohen Aufwandes der kompletten Wiedergabe wird fallweise statt der LBG die einfacheren Lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG) eingesetzt. Letztere haben den gleichen Zeichensatz, verzichten aber auf rein grammatische Bestandteile und visualisieren stattdessen nur zentrale Begriffe (Substantive, Verben) in den Rede- oder Gesprächsinhalten.

Weiterführende Informationen:

Lautsprache

Bedeutung:

Als Lautsprache bezeichnet man die menschliche Kommunikation mittels Sprachlauten. Damit wird die akustisch basierte Informationsübermittlung von anderen Kommunikationsformen wie etwa der Gebärdensprache abgegrenzt. Letztere verwendet visuell wahrnehmbare Zeichen statt Laute zur Informationsübermittlung.

Hörgeschädigte Personen sind oft in der Verwendung von Lautsprache beeinträchtigt. Die Kontrolle über die Artikulation geht durch den Hörverlust teilweise oder vollständig verloren. In Folge leidet die Deutlichkeit der Artikulation. Hier kann Hörtraining oder Audiotherapie weiterhelfen.

Weiterführende Informationen:

Lichtsignalanlage

Bedeutung:

Akustische Signale wie von der Türklingel, das Telefonläuten oder auch das Schreien eines Babys können von Personen mit einer Hörschädigung oft nicht zuverlässig wahrgenommen werden. Lichtsignalanlagen werden verwendet, um solche Wahrnehmungsprobleme zu beheben. Sie bestehen aus einem Gerätesystem mit Sensoren, die das Signal registrieren und weiterleiten zu Signalgebern, die helle Lichtsignale abgeben.

Sensoren und Lichtsignalgeber sind entweder in dasselbe Gerät integriert oder der Sensor sendet das Aktivierungssignal für das Licht an "Empfänger"-Signalgeber, die in verschiedenen Räumen verteilt sein können. Sensoren sind in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich, sie können auch direkt an technische Geräte wie Telefon oder Türklingel angeschlossen werden.

Anstelle von Lichtsignalen können auch Vibrationssignale oder sehr laute Töne abgegeben werden, die Grundtechnik des Signalempfangs und der Signalaktivierung ist dabei wesentlich die gleiche wie für Lichtsignale.

Der Fachhandel, wie zum Beispiel Hörgeräteakustiker, bieten Produktsysteme im "Bausteinprinzip" an. Diese lassen sich je nach Bedarf z.B. für mehrere Räume oder unterschiedliche Signale zusammenstellen. Die Signalübermittlung kann per Kabel oder drahtlos über Funk erfolgen. Vielfach können die Komponenten durch einfaches Einstecken in vorhandene Steckdosen zu einem funktionsfähigen System zusammengestellt werden.

Weiterführende Informationen

M

Mittelohr

Bedeutung:

Das Mittelohr besteht aus den Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel, die sich in dem freien Raum zwischen Trommelfell und der Trennwand zum Innenohr befinden. Diese sogenannte Paukenhöhle ist über die sogenannte Eustachsche Röhre mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden.

Wird das zum Außenohr gehörende Trommelfell durch Schall in Schwingungen versetzt, wird diese Bewegung an die Gehörknöchelchen des Mittelohrs übertragen, die dies wiederum an das Innenohr weiterleiten.

Durch die verbindende Eustachsche Röhre wird der Luftdruck in der Paukenhöhle prizipiell ständig an den Umgebungsluftdruck angeglichen. Bei Entzündungen oder Schwellungen an dieser Stelle kann diese Funktion beeinträchtigt sein und vorübergehend auch die Hörfähigkeit beeinträchtigen, was ebenso bei Mittelohrentzündungen vorkommen kann.

Weiterführende Informationen:

Morbus Menière

Bedeutung:

Als Morbus Menière bezeichnet man eine plötzlich auftretende, einseitige Hörschädigung im tiefen Frequenzbereich. Unangenehme Symptome von Morbus Menière sind Drehschwindel, Übelkeit und das Auftreten von Ohrgeräuschen. Morbus Menière-Attacken können einige Stunden oder auch Tage andauern. Die genauen medizinischen Ursachen der Krankheit sind bislang noch unbekannt.

Weiterführende Informationen:

N

Nachhallzeit

Bedeutung:

Reflektierte Schallanteile nennt man „Nachhall“. Dieser entsteht beispielsweise, wenn in einem geschlossenen Raum Schall von den Wänden reflektiert wird.

Die Angabe der Nachhallzeit besagt, wie lange es dauert, bis ein Schallimpuls nach dem Verstummen seiner Ausgangsquelle um 60 dB bzw. auf den tausendsten Teil seines Anfangswertes abgeklungen ist. Eine Nachhallzeit von 1 Sekunde bedeutet also, dass die reflektierten Schallimpulse noch genau 1 Sekunde nach ihrem Auftreten mit mehr als einem Tausendstel ihrer Anfangsintensität messbar waren.

Hallige Räumlichkeiten mit langer Nachhallzeit führen zu mehrfach überlagerten, diffusen Geräuschen und mindern daher die Verstehbarkeit von Sprache. Um dies zu beheben, müssen Maßnahmen zur Schallabsorption getroffen werden. Die DIN 18041 „Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen“ gibt vor, dass die Nachhallzeit in Räumen, die von Personen mit Hörschädigung genutzt werden, 20 % unter dem Wert liegen sollte, der für Normalhörende eingeplant ist.

Weiterführende Informationen:

Nutzschall

Bedeutung:

Als Nutzschall bezeichnet man Schallereignisse, die eine Person hören will. Die Unterscheidung von Nutzschall und Störschall ist wichtig, da beim Hören und Kommunizieren im Alltag oft sowohl Nutzschall als auch Störschall vorhanden ist. Nutzschall kann bei zu starkem Störschall nicht mehr gehört werden. Ein gutes Nutzschall-Störschall-Verhältnis ist besonders für das Sprachverständnis wichtig.

Das menschliche Gehör verfügt im begrenzten Maße über die Fähigkeit der Diskrimination von Nutzschall und Störschall. Eine Fähigkeit des Gehörs, die die Erkennung von Nutzschall unterstützt, ist die sogenannte binaurale Interaktion.

Nutzschall-Störschall-Verhältnis

Bedeutung:

Als Nutzschall-Störschall-Verhältnis bezeichnet man den in Dezibel gemessenen Abstand zwischen Nutzschall und Störschall. Ein gutes Nutzschall-Störschall-Verhältnis ist wichtig, damit Nutzschall (insbesondere Lautsprache) vom Gehör wahrgenommen werden kann. Optimal ist ein Nutzschall-Störschall-Verhältnis von ca. 20 dB. Dies bedeutet, dass der Nutzschall 20 dB lauter gehört wird, als der Störschall. Man spricht dann von einem „positiven Nutzschall-Störschall-Verhältnis“.

Hörgeschädigte haben eingeschränkte Fähigkeiten zur Nutzschall-Störschall-Diskrimination, auch moderne Hörgeräte können starkem Störschall nicht gänzlich zu Gunsten des Nutzschalls unterdrücken. Um eine barrierefreie Kommunikation zu gewährleisten, benötigen Menschen mit Hörschädigung ein besseres Nutzschall-Störschall-Verhältnis als Normalhörende. Im gegebenen Falle muss das Nutzschall-Störschall-Verhältnis durch geeignete Maßnahmen verbessert werden.

Weiterführende Informationen:

O

Offene Versorgung

Bedeutung:

Die Versorgung durch Hörgeräte, die hinter dem Ohr getragen werden, erfolgt oft in Form einer "offenen Versorgung". Hierbei muss man zwei Arten unterscheiden.

  1. Die Versorgung erfolgt mit einer maßgefertigten Otoplastik, die den Gehörgang weitestgehend offen läßt.
  2. Eine andere Form benutzt ein kleines schirmförmiges Halteelement, das den Schallschlauch im Gehörgang abstützt, diesen aber nicht verschließt.

Die offene Versorgung wird seit einigen Jahren praktiziert. Sie hat einige Vorteile:

  • Tieffrequenter Schall kann in den Gehörgang hinein oder auch hinaus fließen.
  • Der Okklusionseffekt wird vermieden.
  • Eine gute Belüftung des Gehörgangs ist ständig gewährleistet.

Allerdings ist diese Hörgeräteversorgung nicht bei jedem Hörverlust angezeigt. Hochgradige Hörverluste und solche bei denen auch tiefere Frequenzen betroffen sind, können meistens nicht auf diese Weise versorgt werden.

Die offene Versorgung erlebte insbesondere durch die Verbesserung der technischen Möglichkeiten zur Vermeidung von Rückkopplungen eine Renaissance.

Weiterführende Informationen:

Ohrenschmalzpfropf

Bedeutung:

Die im äußeren Gehörgang liegenden Ohrenschmalzdrüsen sondern Ohrenschmalz ab. Ohrenschmalz kann gelegentlich den äußeren Gehörgang verschließen. In diesem Fall spricht man von einem Ohrenschmalzpfropf. Ursachen können sein:

  • Überproduktion von Ohrenschmalz
  • Ungeeignete Reinigungsversuche
  • Otoplastiken verhindern einen natürlichen Abgang von Ohrenschmalz

Folge eines vorhandenen Ohrenschmalzpfropfes ist eine Einschränkung des Hörvermögens. Die häufig vorkommende Anwendung von Ohren- bzw. Wattestäbchen oder anderen Gegenständen zur Entfernung ist nicht dafür geeignet. Zur Gehörgangsreinigung reicht es meist, die Ohren regelmäßig mit klarem Wasser, z. B. beim Duschen, auszuspülen. Ein hartnäckiger Pfropf kann vom Ohrenarzt leicht und schmerzlos entfernt werden.

Weiterführende Informationen:

Okklusionseffekt

Bedeutung:

Als Okklusionseffekt bezeichnet man die veränderte Wahrnehmung der eigenen Stimme, die bei einem Verschluss des Gehörgangs zu beobachten ist.

Der beim Sprechen entstehende Körperschall wird auch in den Gehörgang übertragen. Verschließt man das Ohr, so kann dieser Schallanteil nicht entweichen. Je nach Verschluss, wird die eigene Stimme vor allem im tieffrequenten Bereich verändert. Auch andere Geräusche, die z. B. beim Kauen oder Gehen entstehen, werden somit unangenehm laut wahrgenommen. Geeignete Maßnahmen an der Otoplastik können diesen Effekt vermeiden.

Weiterführende Informationen:

Otoplastik

Bedeutung:

Jeder Gehörgang hat eine eigene Form. Otoplastik nennt man den individuell angefertigten Teil eines Hörgerätes, der direkt im Gehörgang platziert wird.

Hörgeräte befinden sich normalerweise außerhalb des Gehörgangs. Der Schall muss also in den Gehörgang gelangen. Hierzu dient meistens ein Schallschlauch, der im Gehörgang durch die Otoplastik gehalten und geführt wird.

Die Otoplastik erfüllt zwei wichtige Aufgaben:

  1. Durch ihren passgenauen und komfortablen Sitz gibt sie dem Hörgerät einen guten Halt und verhindert dadurch das Herausgleiten aus dem Gehörgang, z.B. durch Kaubewegungen.
  2. Eine akustisch optimierte Schallführung erlaubt eine transparentere Schallübertragung.

Da Hörgeräte bis zu 18 Stunden am Tag getragen werden, muss das Ohrpassstück komfortabel sitzen. Das Material ist biokompatibel und gegen Ohrenschmalz und Feuchtigkeit widerstandsfähig. Eine regelmäßige Kontrolle der Otoplastik ist genauso wichtig wie die regelmäßige Überprüfung des Hörgerätes.

Otoplastiken sind in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich, die auf das individuelle Ohr abgestimmt sein müssen.

Wenn der Gehörgang durch die Otoplastik verschlossen wird, kann die Belüftung ein Problem werden. Otoplastiken sollten deswegen nach Möglichkeit mit Belüftungsöffnungen versehen sein.

Weiterführende Informationen:

Otosklerose

Bedeutung:

Otosklerose nennt man eine krankhafte Verknöcherung im Übergang zwischen Mittel- und Innenohr.

Von der Verknöcherung betroffen ist die Fußplatte des Steigbügels. Die Steigbügelfußplatte liegt am ovalen Fenster des Innenohrs an und leitet Schall an das Innenohr weiter. Die Verknöcherung schränkt die Schwingungsfähigkeit des Steigbügels ein, Folge der Otosklerose ist deswegen eine Schallleitungsschwerhörigkeit. Otosklerose kann durch einen operativen Eingriff behoben werden. Frauen sind häufiger von Otosklerose betroffen als Männer.

Weiterführende Informationen:

P

Postlinguale Schwerhörigkeit

Bedeutung:

Hörschädigungen können in jedem Lebensalter auftreten. Wenn eine Hörschädigung nach Abschluss des Spracherwerbs auftritt, spricht man von postlingualer Schwerhörigkeit.

Menschen mit postlingualer Schwerhörigkeit nutzen auch nach Eintreten der Hörschädigung Lautsprache als Kommunikationsmittel. Die Nutzung alternativer Kommunikationsstrategien, wie beispielsweise der Gebärdensprache oder der Lautsprachbegleitenden Gebärden, ist für diese Personengruppe seltener.

Wenn eine Ertaubung nach Abschluss des Spracherwerbs auftritt, spricht man von postlingualer Ertaubung. In diesem Falle wird das Erlernen alternativer Kommunikationswege notwendig bzw. es muss geprüft werden, ob ein Cochlea Implantat zur Anwendung kommen kann.

Weiterführende Informationen:

Potentiometer

Bedeutung:

Ein Potentiometer ist ein elektronisches Bauteil zur Regulierung elektrischer Ströme. An Hörgeräten werden Potentiometer häufig zur Lautstärkeregulierung verwendet. Sie haben dazu ein aus dem Gehäuse herausragendes Verstellrädchen.

Demgegenüber haben Im-Ohr-Hörgeräte seltener dieses Bauteil und neuere Hörgeräte haben eine automatische Lautstärkeregelung. Die Lautstärkeregelung ist bei Hörgeräten z. T. auch über Fernbedienung möglich, die fallweise auch ein Potentiometer haben kann.

Weiterführende Informationen:

R

Raumakustik

Bedeutung:

Wenn Schall auf feste Materialien trifft, werden Schallanteile entweder reflektiert oder absorbiert. "Schallharte" Materialien wie Stein reflektieren in größerem und "schallweiche" Materialien wie etwa Textilien in geringerem Maße bzw. absorbieren eher den Schall. Auch durch die Form und Bauweise von Räumen, z. B. durch hohe oder niedrige Decken, wird Schall in seiner Ausbreitungsweise beeinflusst. Die individuellen Eigenschaften von Räumen bestimmen somit maßgeblich die akustischen Verhältnisse.

Ziel der Raumakustik ist es, Räume so zu gestalten, dass sich Nutzschall in gewünschter Weise ausbreiten kann und Störschall absorbiert wird. Welche Maßnahmen zur Optimierung der Raumakustik geeignet sind, hängt von den Schallereignissen ab, die im jeweiligen Raum zu erwarten sind: z. B. erfordert Musik andere raumakustische Rahmenbedingungen als die gesprochene Sprache.

Weiterführende Informationen:

Recruitment

Bedeutung:

Im menschlichen Innenohr befinden sich die sogenannten äußeren Haarsinneszellen, die aktiv in Hörprozesse eingreifen können. Werden diese Haarzellen durch eine Hörschädigung zerstört, verändert sich die Sensibilität des Gehörs für Schall: leise Töne, die beim normalen Gehör durch die äußeren Haarsinneszellen aktiv verstärkt werden können, werden nicht mehr wahrgenommen. Laute Töne, die durch die äußeren Haarsinneszellen normalerweise aktiv gedämpft werden, erreichen schneller die Unbehaglichkeitsschwelle. Dieses veränderte Lautheitsempfinden nennt man Recruitment.

Weiterführende Informationen:

Relay-Dienste

Bedeutung:

Relay-Dienste sind Dienstleistungsangebote, die Menschen mit Hörschädigung bei der Telekommunikation unterstützen. Sie ermöglichen es einer hörgeschädigten Person, mit einem Gesprächspartner telefonisch zu kommunizieren, der nur über ein Sprechtelefon (Festnetz oder mobil) verfügt.

Für ein spontanes Telefongespräch wird der Relay-Dienst beispielsweise über das Kommunikationsgerät der hörgeschädigten Person (beispielsweise ein Bildtelefon mit Gebärdensprachmöglichkeit) telefonisch kontaktiert und über den Gesprächswunsch sowie die Rufnummer (oder Mailadresse) des anderen Gesprächspartners informiert. Der Dienst ruft nach dieser Anmeldung den gewünschten Partner an und teilt ihm den Kommunikationswunsch mit. Nach gegenseitiger Bestätigung der Bereitschaft beginnt das eigentliche Gespräch, das von einem Gebärden- oder Schriftdolmetscher zwischen den beiden Teilnehmern übertragen wird.

Weiterführende Informationen:

Restdynamikbereich

Bedeutung:

Bei Menschen mit Hörschädigung ist der Bereich zwischen Hörschwelle und Unbehaglichkeitsschwelle, also jener Bereich, in dem Schall wahrgenommen werden kann, eingeschränkt. Für das Hören von Schall stehen in diesem Restdynamikbereich weniger Frequenzen zur Verfügung. Auch die Empfindlichkeit für sehr leise und laute Töne ist bei Hörschädigung verändert (vgl. Recruitment).

Ein wichtiges Ziel des Einsatzes von Hörgeräten ist es, ansetzend beim Restdynamikbereich die Hörschädigung auszugleichen. Hierzu werden unterschiedliche Strategien der Signalverarbeitung herangezogen, zum Beispiel die automatische Lautstärkeregelung mittels AGC.

Richtungshören

Bedeutung:

Richtungshören ist eine wichtige Fähigkeit des menschlichen Gehörs, mit der Schallquellen im Raum zu lokalisiert werden können.

Hierzu wertet das menschliche Gehör zeitliche Abweichungen sowie Pegelabweichungen aus und zieht Rückschlüsse darauf, wo sich die Schallquelle im Raum befindet. Das Gehör registriert zur Richtungsfeststellung:

  • Zeitdifferenzen des ankommenden Schalls (interaurale Zeitdifferenz)
  • Pegeldifferenz des ankommenden Schalls (interaurale Pegeldifferenz)
  • Spektrale Differenz des ankommenden Schalls

Die Möglichkeit, die Richtung von Schallquellen zu lokalisieren, spielt bei der Differenzierung von Nutzsignalen und Störgeräuschen eine bedeutende Rolle. Bei Hörschädigung ist die Fähigkeit zum natürlichen Richtungshören oft stark eingeschränkt.

Hörgerätetechnologie versucht, durch den Einsatz von Richtmikrofonen und durch die binaurale Interaktion von Hörgeräten, Richtungshören wieder besser zu ermöglichen. Die Verwendung von Richtmikrofonen bietet dem Hörgeräteträger den größten Nutzen.

Weiterführende Informationen:

Rückkopplung

Bedeutung:

Bei Hörgeräten entsteht eine Rückkopplung, wenn der aufgenommene und verstärkte Schall erneut vom Hörgerätemikrofon erfasst und verstärkt wird. Dieser Vorgang  wiederholt sich fortlaufend. Als Folge dieses "Hochschaukelns" wird ein Pfeifton ausgesandt, der nicht nur für den Hörgerätebenutzer selbst, sondern auch für Außenstehende hörbar ist.

Der Vorgang tritt meist auf, wenn eine hohe Verstärkungsleistung vorliegt und ein Teil des verstärkten Schalls über die Otoplastik entweicht. Auch bei einer sog. "offenen Versorgung" mit HdO-Geräten ist die Gefahr von Rückkopplungen verstärkt gegeben.

Das geschieht im Einzelnen:

  • Das Hörgerätemikrofon nimmt den Schall auf.
  • Das Signal wird vom Signalprozessor aufbereitet, verstärkt und gibt es über einen Lautsprecher in den Gehörgang ab.
  • Der Schall findet einen Weg an der Otoplastik vorbei und aus dem Gehörgang heraus.
  • Der Schall wird erneut vom Mikrofon aufgenommen. Ab hier beginnt die Rückkopplung.

Durch dieses Phänomen wird das technische System überlastet. Für Außenstehende und den Hörgerätebenutzer selbst äußerst sich dies in Form eines durchdringenden "Pfeifens".

Das Auftreten von Rückkopplungen war lange Zeit ein schwerwiegendes Problem in der Hörgeräteakustik und schränkte die Qualität der Hörgerätenutzung ein. Durch Innovationen in der Hörgerätetechnologie und in der Weiterentwicklung von maßangefertigten Otoplastiken wurden bei modernen Hörsystemen inzwischen Verbesserungen erreicht.

Weiterführende Informationen:

Wikipedia-Artikel: Rückkopplung (Tontechnik)

S

Schall

Bedeutung:

Schall bezeichnet allgemein ein Geräusch, das mit dem Gehör von Menschen und von Tieren wahrgenommen werden kann. Physikalisch gesehen ist Schall eine durch Druck- und Dichteschwankungen erzeugte, fortschreitende Welle in einem Medium. Als Medien der Schallausbreitung kommen sowohl Gase und Flüssigkeiten als auch Festkörper in Betracht. Wo keine fluiden, gasförmigen Stoffe oder feste Körper vorhanden sind, gibt es demgemäß keinen Schall.

Die Tonlage des Schalls bzw. seine Frequenz von den „tiefen“ bis zu den „hohen“ Tönen wird in der Schwingungseinheit „Hertz“, Kurzzeichen Hz, angegeben. 1 Hz entspricht 10 Schwingungen in der Sekunde, 100 Hz sind 100 Schwingungen/s etc.

Entsprechend dem Frequenzbereich unterscheidet man:

Infraschall von weniger als 16 Hz, ist für Menschen nicht hörbar
Hörschall von 16 Hz bis 20 kHz, ist für Menschen hörbar
Ultraschall von 20 kHz bis 1,6 GHz, ist für Menschen nicht mehr, jedoch für manche Tiere, wie z.B. Hunde oder Fledermäuse, hörbar
Hyperschall über 1 GHz, wird durch Schallwellen gebildet, die nur noch bedingt ausbreitungsfähig sind

Die „Stärke“ des Schalls bzw. im übertragenen Sinne seine „Lautheit“ wird in „Dezibel“, Kurzzeichen dB, gemessen.

Weitere physikalische Kenngrößen des Schalls sind der mechanische Schalldruck pro Flächeneinheit und die vom Medium abhängige Schallgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde.

Die zugehörige Wissenschaft von der Schallausbreitung und -übertragung ist die Akustik, ein Spezialgebiet dabei die Hörgeräteakustik.

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Schallabsorption

Bedeutung:

Schall bewegt sich in Wellen durch gas- oder flüssigkeitsgefüllte Räume. Wenn Schall auf Gegenstände oder andere feste Materialien stößt, werden Schallanteile entweder reflektiert oder absorbiert. Unterschiedliche Materialien haben unterschiedliche Eigenschaften der Schallabsorption.

Schallabsorption spielt eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der akustischen Eigenschaften von Räumen. Durch den gezielten Einsatz von schallabsorbierenden Materialien wird Nutzschall erhalten und angehoben, Störschall wird abgesenkt und vermieden. Solche Materialien nennt man Schallschluckstoffe. Im Handel sind sogenannte Schallabsorber erhältlich, die für die nachträgliche Verbesserung der raumakustischen Eigenschaften in Räumlichkeiten eingesetzt werden.

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Schalldruckpegel

Bedeutung:

Der Schalldruckpegel gibt die Stärke eines akustischen Reizes an, er wird in Dezibel gemessen. Die Messung von Schalldrücken erfolgt mit Mikrofonen. Der messbare Pegelbereich beginnt bei 0 dB und endet bei einer Größenordnung von ca. 150 bis 160 dB.

Der Schalldruckpegel ist eine objektive physikalische Maßeinheit der Akustik. Ein Rückschluss von dem Maß des Schalldruckpegels auf die subjektiv wahrgenommene Empfindung ist nur sehr eingeschränkt möglich. Allgemein gilt, dass eine Erhöhung bzw. Senkung des Schalldruckpegels auch als ein lauteres bzw. leiseres Schallereignis wahrgenommen wird. Als Faustregel gilt, dass 10 dB Unterschied subjektiv als etwa doppelte bzw. halbe Lautstärke empfunden wird.

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Schallempfindungsschwerhörigkeit

Bedeutung:

Es gibt unterschiedliche Arten von Schwerhörigkeit. Schallempfindungsschwerhörigkeit ist ein Oberbegriff für Hörschädigungen, deren Ursache im Innenohr oder am Hörnerv liegt.

Der Verlust von Hörfähigkeit geht zumeist auf eine der unterschiedlichen Formen von Schallempfindungsschwerhörigkeit zurück. Dagegen ist die Einschränkung der Schallleitung des Gehörs nur selten Ursache von Hörverlusten. Man geht bezüglich der Häufigkeit von Schallempfindungsschwerhörigkeit und Schallleitungsschwerhörigkeit von einem Verhältnis von ca. 80 zu 20 von 100 aus.

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Schallleitungsschwerhörigkeit

Bedeutung:

Es gibt unterschiedliche Arten von Schwerhörigkeit. Schallleitungsschwerhörigkeit ist ein Oberbegriff für Hörschädigungen, deren Ursache im Außenohr oder im Mittelohr liegt.

Schallleitungsschwerhörigkeit ist im Vergleich zu Schallempfindungsschwerhörigkeit eher selten. Man geht von einem Verhältnis von ca. 20 zu 80 von 100 aus.

Bei Schädigungen des Außenohres kann ein teilweiser oder vollständiger Verschluss des Gehörgangs auftreten. Dadurch wird die Weiterleitung von Schall an das Mittel- und Innenohr unterbrochen. Mögliche Ursachen sind:

  • Ohrenschmalzpfropf
  • Gehörgangsentzündung
  • Fremdkörper im Ohr
  • Tumorenbildung und knöcherne Neubildungen

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Schallwandler

Bedeutung:

Ein Schallwandler ist ein Gerät, das Schallsignale in elektrische Signale umwandelt oder umgekehrt elektrische Spannungsschwankungen in Schallsignale. Bekannte Beispiele von Schallwandlern sind das Mikrofon als Schallempfänger, der Lautsprecher als Schallerzeuger oder der Tonabnehmer von Plattenspielern. In Hörgeräten sind ebenfalls solche Schallwandler vorhanden.

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Schmerzgrenze

Bedeutung:

Als akustische Schmerzgrenze oder Schmerzempfindungsschwelle wird die niedrigste Stärke eines Reizes bezeichnet, der als schmerzhaft empfunden wird.

Die akustische Schmerzschwelle lässt sich nicht eindeutig als Messwert festlegen, da sie individuell unterschiedlich ist. Außerdem ist eine Belastung von Versuchspersonen bis zu dieser Empfindung sehr unangenehm und kann irreparable Hörschäden hervorrufen. In der Literatur werden Werte zwischen 120 dB und 140 dB als menschliche Schmerzschwelle für Schallereignisse angegeben.

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Schriftdolmetschung

Bedeutung:

Schriftdolmetscher übertragen das gesprochene Wort in Schriftform. Der übertragene Text wird üblicherweise unmittelbar auf Bildschirme oder Wandtafeln projiziert. Dadurch ermöglichen sie Personen mit Schwerhörigkeit, Kommunikationsverläufe zu verfolgen und aktiv an Gesprächen und Veranstaltungen teilzunehmen. Besonders hochgradig hörgeschädigten und spätertaubten Personen, die nicht über alternative Kommunikationsmöglichkeiten wie Gebärdensprache oder LBG verfügen, kommt die Schriftdolmetschung zugute.

Auch für Normalhörende hat Schriftdolmetschung Vorteile. Durch die schriftliche Aufbereitung können interessante Sachverhalte noch einmal nachgelesen werden. Die Mitschrift kann in überarbeiteter Form auch als Gesprächsprotokoll verwendet werden.

Schriftdolmetschung kann z. B. im Rahmen eines mit dem Integrationsamt vereinbarten "persönlichen Budgets" in Anspruch genommen werden.

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Schwerbehinderung

Bedeutung:

Schwerbehinderung ist ein fest definierter Begriff der deutschen Gesetzgebung. Auf Grundlage bestimmter Kriterien stellt ein amtlich beauftragter Arzt/Gutachter fest, wie stark eine Einschränkung ist, die aus einer Behinderung resultiert. Nach diesem Befund wird ein „Grad der Behinderung“ (GdB) vergeben. Als schwerbehindert gelten Menschen mit einem GdB von mindestens 50.

Bei der Festlegung des GdB bezieht der Arzt alle im individuellen Fall vorliegenden Behinderungen in die Bewertung mit ein. Die Einschätzung der Intensität der unterschiedlichen Einschränkungen ergibt zusammengenommen den endgültigen GdB-Wert. Dieser wird in Zehner-Abstufungen, angefangen von GdB 20 bis GdB 100, vergeben.

In Deutschland hatten laut dem Statistischen Bundesamt 2007 ca. 6,9 Millionen Menschen eine Schwerbehinderung. Die meisten Fälle von Schwerbehinderungen sind bei älteren Menschen zu verzeichnen: 3,7 Millionen der schwerbehinderten Personen sind über 65 Jahre alt. Etwa 240.000 Personen sind in Deutschland aufgrund einer Hörschädigung als Schwerbehinderte anerkannt.

Durch den Status der Schwerbehinderung ergeben sich besondere Rechte für betroffene Arbeitnehmer. Arbeitgeber, die schwerbehinderte Arbeitnehmer beschäftigen, können besondere Vergünstigungen erhalten, haben aber auch besondere Pflichten, müssen insbesondere spezielle Kündigungsschutzregelungen beachten.

Schwerbehinderte Arbeitnehmer können beim Integrationsamt vielfältige Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beantragen. Außerdem haben sie einen zusätzlichen Urlaubsanspruch. Für Arbeitnehmer gibt es die Sonderregelung, dass ab einem GdB von 30 eine Gleichstellung mit Schwerbehinderten beantragt werden kann.

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Sprachübertragungsanlagen

Bedeutung:

Sprachübertragungsanlagen nehmen Nutzschall (neben Sprache z. B. auch Musik) mit Mikrofonen auf und übertragen diesen direkt zur Person mit Hörschädigung. Durch den Einsatz von Sprachübertragungsanlagen wird für Hörgeschädigte die Teilnahme an schwierigen Hörsituationen wie Besprechungen, Veranstaltungen etc. möglich.

Sprachübertragungsanlagen funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Der Nutzschall wird in ein elektrisches Signal umgewandelt und innerhalb der räumlichen Distanz sowie ohne Nebengeräusche zum Hörgeschädigten übertragen. Die Rückverwandlung in Schall geschieht entweder im dafür ausgestatteten Hörgerät oder mit speziellen Lautsprecher-Adaptern des Anlagesystems.

Es gibt unterschiedliche Sprachübertragungs-Technologien:

  • FM-Anlagen
  • Induktive Höranlagen
  • Infrarot-Anlagen

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Sprechdisziplin

Bedeutung:

Wenn Sprecher bei Besprechungen und Veranstaltungen eine Sprechdisziplin einhalten, wird Menschen mit Hörschädigung das Verstehen des Gesprochenen erleichtert. Die Signalisierung eines Sprecherwechsels und das Vereinbaren von Kommunikationsregeln gehören genauso zur Sprechdisziplin wie das deutliche Formulieren von Redebeiträgen selbst.

Besonders in Situationen, in denen mehr als zwei Personen beteiligt sind, ist Sprechdisziplin wichtig. Menschen mit Hörschädigung müssen sich auf die Redebeiträge ihrer Gesprächspartner konzentrieren und das Mundbild und die Körpersprache von Spechern wahrnehmen. Wenn diese sich nicht bemühen, Sprechdisziplin einzuhalten, kann dies zu Missverständnissen und Stress für die Hörgeschädigten führen.

Weiterführende Informationen:

Störgeräuschunterdrückung

Bedeutung:

Die Unterdrückung von Störschall ist ein wichtiges Ziel der Hörgerätetechnologie. Menschen mit einer Hörschädigung sind für Störschall weitaus empfindlicher, als Normalhörende.

Störschallunterdrückung wird bei Hörgeräten durch unterschiedliche Strategien erreicht. Das normale menschliche Gehör verfügt über die Fähigkeit, Nutzschall aus vielfältigen akustischen Signalen herauszufiltern. Da dies beim geschädigten Gehör oft nur in sehr begrenztem Umfang möglich ist, ist die Störschallunterdrückung ein wichtiges Ziel der Hörgerätetechnologie. Dieses wird durch unterschiedliche Strategien angestrebt.

Eine Verbesserung der Richtcharakteristik der Hörgerätemikrofone unterstützt das gezielte „Anvisieren“ und Wahrnehmen einer Nutzschallquelle. Durch geeignete Filter versuchen Hörgeräte, Störschall zu unterdrücken. Dies funktioniert am besten dann, wenn Nutzschall und Störschall ausgeprägt voneinander abgegrenzte Frequenzbereiche belegen und der Störschall keine sprachtypischen Modulationen enthält.

Weiterführende Informationen:

Störschall

Bedeutung:

Als Störschall bezeichnet man diejenigen Anteile eines Schallereignisses, die das Wahrnehmen von Nutzschall (meist Sprache) erschweren. Hören und Kommunizieren findet im Alltag oft unter Störschalleinfluss statt.

Das menschliche Gehör verfügt zwar über die Fähigkeit der Unterscheidung und Filterung von Nutz- und Störschall. Wenn der Anteil von Störschall zu stark ist, können Nutzsignale nicht mehr von Störsignalen unterschieden werden. Die Fähigkeit der Diskrimination von Nutzschall in akustisch schwierigen Situationen ist bei Schwerhörigen zum Teil sehr eingeschränkt.

Selbst eine einmal beherrschte Erkennung von Sprachmustern unter Störschalleinfluss kann bei längerer Hörbeeinträchtigung ohne Hörgeräteversorgung verloren gehen. Eine Hörgeräteversorgung eröffnet daher die Möglichkeit, diese Fähigkeit zurückzuerlangen.

Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung der Arbeitswelt können den Einfluß von Störschall vermindern. Auch moderne Hörgeräte verfügen über technische Möglichkeiten zur Störgeräuschunterdrückung.

Weiterführende Informationen:

T

Telefonspule

Bedeutung:

Die in vielen Hörgeräten enthaltene Telefonspule ist ein elektronisches Bauteil, das elektromagnetische Signale aufnehmen kann. Diese wiederum werden über den Lautsprecher des Hörgerätes in Schall umgewandelt. Meist wird die Telefonspule durch Umschalten des Mikrofons auf die "T"-Stellung aktiviert.

Die Telefonspule lässt sich in Verbindung mit Telefonen mit elektromagnetischen Lautsprechern, Induktiven Höranlagen oder den als Zubehör von Audio- oder Mobilfunkgeräten erhältlichen Induktionsschleifen zum verstärkten und störungsfreien Empfang von Sprache und Musik nutzen.

Etwa zwei Drittel der aktuell erhältlichen Hörgeräte sind standardmäßig oder nach Bedarf mit einer "T-Spule" ausgerüstet. Die heute erhältlichen Telefone und auch Mobiltelefone sind jedoch im Gegensatz zu der früheren Bauweise nur noch teilweise mit elektromagnetischen Lautsprechern ausgestattet, die die Nutzung der T-Spule ermöglichen würden.

Weiterführende Informationen:

Tinnitus

Bedeutung:

Eine dauerhafte Wahrnehmung von Geräuschen, die keine äußere Quelle haben, bezeichnet man als Tinnitus. Diese dauerhaften subjektiven Ohrgeräusche in Form von Pfeifen, Rauschen, Summen, Zischen, Knacken oder Klopfen wird von Betroffenen als sehr belastend empfunden.

Bei den meisten Menschen verschwindet der Tinnitus nach kurzer Zeit wieder. Wenn die Ohrgeräusche länger als 3 Monate auftreten, spricht man von einem chronischen Tinnitus, der bei etwa 2 - 3 Prozent der Bevölkerung auftritt.

Die Ursachen sind vielfältig, aus medizinischer Sicht stellt Tinnitus keine Krankheit dar, sondern ist als Anzeichen für ein dahinterliegendes körperliches oder psychisches Leiden zu verstehen. Von vielen Betroffenen wird Lärm und Stress als Auslöser vermutet.

Schätzungen gehen davon aus, dass ständig etwa 10 - 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Tinnitus betroffen sind und knapp die Hälfte aller Bundesbürger zeitweise einmal davon betroffen war.

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Trommelfell

Bedeutung:

Das Trommelfell bildet die Grenze zwischen Außenohr und Mittelohr. Es besteht aus einem dünnen Häutchen, mit einem Durchmesser von ca. 10 Millimetern. Auf der Mittelohr-Seite ist das Trommelfell mit dem ersten Gehörknöchelchen verwachsen.

Wenn Schall auf das Trommelfell auftrifft, wird es in Schwingung versetzt. Diese Schwingungen gibt das Trommelfell an die Gehörknöchelchen des Mittelohrs weiter, die diese wiederum zum Innenohr weiterleiten.

Eine Verletzung des Trommelfells, insbesondere eine Perforation (Durchbrechung) kann das Hörvermögen beeinträchtigen.

Weiterführende Informationen:

U

Unbehaglichkeitsschwelle

Bedeutung:

Die Unbehaglichkeitsschwelle bezeichnet denjenigen Pegel eines akustischen Signals, ab dem er als unangenehm laut empfunden wird.

Welcher Pegel als unbehaglich empfunden wird, ist individuell verschieden. Bei den meisten Normalhörenden liegt dieser Wert bei etwa 90 bis 100 dB, wobei die Schwellenwerte auch nach der Frequenz differieren. Die Werte der Schmerzschwelle liegen etwa 20 dB über den Werten der Ungehaglichkeitsschwelle.

Weiterführende Informationen:

V

Vergleichende Anpassung

Bedeutung:

Die Anpassung von Hörgeräten durch den Hörgeräteakustiker muss laut GKV-Hilfsmittelverzeichnis in Form einer vergleichenden Anpassung erfolgen:

Eine Versorgung mit Hörgeräten setzt grundsätzlich eine vergleichende Anpassung voraus.

Bei der Vergleichenden Anpassung werden dem Kunden einzelne Hörgeräte für einige Zeit zur Erprobung im Alltag mitgegeben. Unter den erprobten Geräten sollte mindestens eines sein, das durch den Festbetrag der Krankenversicherung voll finanziert wird.

Wie lange und wie viele Geräte im Rahmen einer vergleichenden Anpassung ausprobiert werden können, muss mit dem Hörgeräteakustiker individuell verhandelt werden. Dies ist auch abhängig von den Hör- und Kommunikationsbedürfnissen des Hörgeräteträgers.

Insbesondere bei der Erstanpassung von Hörgeräten kann die Anpassung einen längeren Zeitraum umfassen. Folgeanpassungen nehmen meist weniger Zeit in Anspruch.

Weiterführende Informationen:

Verkürzter Versorgungsweg

Bedeutung:

Als "verkürzten Versorgungsweg" bezeichnet man eine Form der Hörgeräteversorgung unter weitergehender Einbeziehung des HNO-Arztes. Die Anpassung erfolgt auch hier durch einen Hörgeräteakustiker, jedoch nicht unmittelbar vor Ort, sondern durch Datenübermittlung. Das extern ausgewählte und eingestellte Hörgerät wird vom HNO-Arzt an den Versicherten ausgehändigt. Die "verkürzte Versorgung" mit Hörgeräten wird in Deutschland nur relativ selten vorgenommen, sie kann gemäß § 128 Abs.4 SGB V nur erfolgen, wenn der HNO-Arzt einen Versorgungsvertrag mit der Krankenkasse hat.

Weiterführende Informationen:

Z

Zuständigkeitserklärung

Bedeutung:

Werden Leistungen zur Teilhabe beantragt, ist der Rehabilitationsträger nach § 14 SGB IX innerhalb von zwei Wochen zu einer Zuständigkeitsklärung verpflichtet.

Auszug aus § 14 Abs. 1 SGB IX:

Werden Leistungen zur Teilhabe beantragt, stellt der Rehabilitationsträger innerhalb von zwei Wochen nach Eingang des Antrages bei ihm fest, ob er nach dem für ihn geltenden Leistungsgesetz für die Leistung zuständig ist […]. Stellt er bei der Prüfung fest, dass er für die Leistung nicht zuständig ist, leitet er den Antrag unverzüglich dem nach seiner Auffassung zuständigen Rehabilitationsträger zu.

Weiterführende Informationen: