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Checkliste: Zusammen arbeiten

Ein offener Umgang mit Schwerhörigkeit und die Beachtung bestimmter Regeln für die Kommunikation erleichtert Kollegen mit unterschiedlichen Hörbedürfnissen die Arbeit.

  • Praktizieren Sie einen offenen Umgang mit Schwerhörigkeit.

    Oft bemerkt der Umkreis eines schwerhörigen Menschen die Einschränkung früher als der Betroffene. Dann besteht meist große Unsicherheit, ob man den Kollegen oder die Kollegin darauf ansprechen soll. Experten sagen: Ja, auf jeden Fall. Das Verschweigen kann ansonsten zu unnötigen Missverständnissen bei der Arbeit, aber auch zu schwerwiegenden sozialen Problemen führen. Kommunizieren Sie dabei möglichst einfühlsam. So kann man etwa sagen: „Ich habe das Gefühl, du verstehst mich manchmal nicht richtig. Liegt es an mir oder ist vielleicht dein Gehör nicht mehr ganz so gut? Fällt dir auf, dass du andere auch nicht gut verstehst?“

  • Sprechen Sie deutlich, aber nicht übertrieben laut.

    Sprachinhalte zu verstehen, stellt für Personen mit Hörbeeinträchtigung oft eine anstrengende Leistung dar. Schwerhörige hören nicht alles leiser, sondern können bestimmte Sprachanteile überhaupt nicht wahrnehmen. Hiervon betroffen sind oft die für die Wortbildung wichtigen Zisch- und Explosivlaute wie k, p, st, t, v und z. Die Folge ist, dass Wortbedeutungen und die Bedeutung ganzer Sätze kombiniert werden müssen. Es ist daher unterstützend, wenn deutlich und eher langsam gesprochen wird. Übertrieben lautes Reden oder gar Schreien nutzt überhaupt nichts und ist deshalb überflüssig.

  • Achten Sie in Besprechungen und Konferenzen auf eine gute Gesprächskultur.

    Wenn es viele Störgeräusche gibt, wie etwa Husten, Papierrascheln oder ähnliches, und Sitzungsteilnehmer durcheinander sprechen, fällt das Verstehen besonders schwer. Achten Sie auf ruhige und helle Besprechungsräume, weil Gesten und Lippenbild oft zusätzliche Interpretationshilfen darstellen. Auch diszipliniertes Sprechen nacheinander und mit Blickkontakt nutzt schwerhörigen Kollegen. Vermeiden Sie unnötige Nebengeräusche.
    Auf unserer Seite "Materialien zum Download" steht auch unser Poster "Gute Gesprächskultur ist uns wichtig" zum Ausdrucken zur Verfügung.

  • Benennen Sie einen Teamkollegen, der den schwerhörigen Kolleginnen und Kollegen über den „Flurfunk“ berichtet.

    Manch wichtige Mitteilung verbreitet sich informell. Wenn bemerkt wird, dass Mitarbeiter mit Höreinschränkung von diesen Informationen ausgeschlossen sind, kann gemeinsam überlegt werden, ob ein Kollege oder Kollegin als Flurfunk-Berichterstatter fungiert und relevante Informationen weitergibt.

  • Verschriftlichen Sie die Ergebnisse von Besprechungen in Protokollen oder kurzen Status-quo-Berichten.

    Nicht nur schwerhörigen Menschen hilft es, wichtige Ergebnisse nochmals schriftlich zu bekommen. Auf diese Weise werden Unsicherheiten, etwas falsch oder gar nicht verstanden zu haben, ausgeräumt.

  • Bieten Sie die Möglichkeit, sogenannte Kollegenseminare für berufstätige Schwerhörige und ihre hörenden Kolleginnen und Kollegen zu besuchen.

    Kollegenseminare vermitteln ein grundlegendes Verständnis für Höreinschränkungen und unterstützen dabei, Unsicherheiten in der Kommunikation abzubauen. Hörsituationen am Arbeitsplatz werden beleuchtet und angepasste Gesprächs- und Verhaltensstrategien besprochen. Auch über technische Hilfen wird informiert. Die Seminare verfolgen das Ziel, dem Team mehr Sicherheit im beruflichen Alltag zu geben. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Integrationsamt, ob Kollegenseminare angeboten werden. Die Kosten von Seminar, Unterkunft und Verpflegung werden finanziell gefördert.
    Wichtige Adressen: Beratung Kostenträger

Checkliste: Kommunikationsregeln für die Zusammenarbeit aufstellen

  • Praktizieren Sie einen offenen Umgang mit Schwerhörigkeit
  • Sprechen Sie deutlich, aber nicht übertrieben laut
  • Achten Sie in Besprechungen und Konferenzen auf eine gute Gesprächskultur
  • Benennen Sie einen Teamkollegen, der schwerhörigen Kollegen über den „Flurfunk“ berichtet
  • Verschriftlichen Sie die Ergebnisse von Besprechungen
  • Bieten Sie die Möglichkeit, Kollegenseminare zu besuchen