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IWAN BUDNIKOWSKY GmbH & Co. KG („BUDNI“)

Gebärdensprachdolmetscherin kommuniziert über den PC-Bildschirm mit einem Kunden

Quelle: Tess–Relay-Dienste

Ferndolmetschdienst

Für Besprechungen und Teamsitzungen mit gehörlosen Kolleginnen und Kollegen erprobte das Drogeriemarktunternehmen BUDNI den Einsatz von sogenannten Ferndolmetschdiensten. Die neue Lösung hat alle Beteiligten überzeugt.

Ausgangslage

BUDNI ist ein Drogeriemarktunternehmen mit ca. 180 Filialen im norddeutschen Bereich. In Hamburg-Allermöhe befindet sich das zentrale Lager des Unternehmens, dort arbeiten auch sechs gehörlose Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Deren Teamleiterin führt einmal im Monat eine Teambesprechung durch. Bislang wurden hierzu Gebärdensprachdolmetscher/innen eingeladen, die vor Ort die Sitzung in Gebärdensprache übersetzten.

Was wurde gemacht?

Ein gehörloser Mitarbeiter wies seine Teamleiterin auf die Möglichkeit hin, über eine Internetanbindung Gebärdendolmetscher zur Übersetzung von Telefonaten hinzuzuziehen. Da diese aber nur die reine Telefonübersetzung anbieten und BUDNI nach einer Übersetzungsmöglichkeit für Teamsitzungen suchte, wurde BUDNI an eine Partnerfirma verwiesen. Spezielle Online-Dolmetschdienste gibt es seit einigen Jahren und sie ermöglichen gehörlosen Menschen das Telefonieren mit Hörenden sowie das Kommunizieren bei größeren Gruppen (z. B. Teamsitzungen). Und das funktioniert so: Gebärdensprachdolmetscher werden über eine Internetverbindung „aus der Ferne“ direkt angewählt. Sprechen die hörenden Teilnehmer der Sitzung in ein Mikrofon, übersetzt der Dolmetscher das Gesagte in Gebärdensprache. Der gehörlose Nutzer kann den Dolmetscher beim Übersetzen über eine Leinwand, den Bildschirm seines Laptops oder PCs sehen. Wenn der hörgeschädigte Teilnehmer selbst etwas sagen möchte, gebärdet er in eine Webcam und der Dolmetscher übersetzt dieses dann in Lautsprache für die hörenden Teilnehmer.

Ein von BUDNI angefragter Dolmetschdienst besuchte das Warenlager in Hamburg-Allermöhe und stellte dort zur Erprobung eine Testverbindung her. Die Teamleitung und die hörgeschädigten Kollegen waren besonders begeistert von der Flexibilität des Ferndienstes. Während Dolmetscher vor Ort rechtzeitig eingeplant und gebucht werden müssen, kann der Ferndienst auch kurzfristig genutzt werden. So ist auch die Übersetzung spontaner Gespräche möglich. Da das simultane Übersetzen große Konzentration erfordert, wird nach 30 Gesprächsminuten zu einem anderen Übersetzer verbunden. Für längere Gespräche können vorab feste Termine mit zwei Übersetzern, die durchgängig dolmetschen vereinbart werden. Hierdurch entstehen allerdings Extrakosten.

Zur Teststellung wurde auch die IT-Abteilung von BUDNI hinzugezogen. Vorhandene Sicherheitsbedenken bezüglich der Nutzung der Internetverbindung konnten so schnell ausgeräumt werden. Übrigens kann die Nutzung der Ferndolmetschdienste ebenso wie Präsenzdolmetscher von den Kostenträgern der beruflichen Rehabilitation gefördert werden.

Ergebnis

Geplant ist, den Ferndolmetschdienst für die monatlichen Teamsitzungen hinzuzuziehen. Da mehrere gehörlose Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an den Teamsitzungen teilnehmen, hat sich die Lagerleitung für die Nutzung eines großen Bildschirms entschieden, der im Büro der Teamleiter aufgestellt wird. So können alle den Gebärdensprachdolmetscher gut verfolgen. Aber gänzlich verzichten möchte der Leiter der Logistik nicht auf Präsenzdolmetscher: „Für längere Veranstaltungen werden wir auch weiterhin persönliche Unterstützung anfordern!“

Adressen von Ferndolmetschdiensten finden Sie in unserer Infothek unter "Wichtige Adressen: Dolmetschdienste".